Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Kurt Marlow an seine Ehefrau am 28.06.1941 (3.2002.0884)

 

28.6.41.


Nr.35

Mein liebes Dorlechen!

Heute habe ich Zeit, um in Ruhe schreiben zu können. Ich sitze momentan auf unserem Wagenhalteplatz und warte auf Kundschaft, aber das Geschäft geht heute Gott sei dank nicht so richtig. Wie wir gestern Mittag in diese Ortschaft eintrudelten war noch allerhand los zum Abend beruhigte sich aber alles. Unser Heim war ein völlig demolierte Wohnung eines G.P.U. Beamten, notdürftig haben wir alles wieder gereinigt und dann wurde sich zur Ruhe begeben. Andauernd werden wir in der Nacht gestört denn laufend schleppen sich verwundete Russen an unser Haus um sich verbinden zu lassen. Was diese Kadetten aushalten geht auf keine Kuhhaut, bei einem war der linke Arm völlig zum Teufel, hing blos alles so herunter, außerdem noch andere „Kleinigkeiten“.
Ich bin ja nur neugierig wie lange dieser Feldzug dauern wird, so langsam wird einem das ewige herumziehen über. Vielleicht liegt es auch heute an meiner Laune denn sie ist nicht sehr besonders, man hat mitunter solche Tage wo einem nichts paßt. Heute Vormittag bekamen wir plötzlich aus heiterem Himmel wieder Artilleriebeschuß, immer so in der Entfernung von 150 - 200 Meter, diese Lehmhäuser sind vielleicht in die Luft geflogen. Der Beschuß dauerte aber nicht sehr lange ungefähr eine halbe Stunde. Was in diesem Abschnitt an russischem Material liegt ist ungeheuer, die Leute haben einfach alles stehen und liegen lassen und sind getürmt. Du müßtest nur einmal die Landser sehen wie sie an den russ. Autos und Schleppern herumbauen und dann damit abgondeln. Wir haben uns mehrere neue Lastwagenanhänger und Motorräder organisiert. Wie wir in diese Ortschaft kamen mußten wir nur lachen wie die Zivilbevölkerung in den fremden Wohnungen hausten, sie klauten einfach alles was nicht niet und nagelfest war. Die Türen wurden einfach kurzerhand eingeschlagen u. dann ging es los, hochpepackt zogen sie dann wieder ab. Wie hier noch das russische Militär lag herrschten unbeschreibliche Zustände, die ukrainischen Männer wurden zum Wehrdienst erpresst und zwar vom 18. - 50. Lebensjahr, aus diesem Grunde versteckten sich viele. Mir erzählten hier Leute einfach tolle Sachen, viele Frauen wurden einfach mit fortgeschleppt was ihnen blühte kannst Du Dir ja denken. Die Kinder erstochen und zwar mit dem Bajonett, alles nur aus Wut darüber weil sich die Männer weigerten oder versteckt hatten in diesen riesigen Wäldern um nicht russische Soldaten zu werden. Sie erzählten mir, daß sie Tag und Nacht gebetet hätten, daß die deutschen Soldaten doch recht bald erscheinen mögen. Am wüstesten hausten hier die Mongolen, wenn ich diese schlitzäugige Rasse, wenn ich diese Blase schon sehe bin ich restlos bedient, Du müßtest nur sehen, wie dieses Untermenschentum angewinselt kommt. Wir kennen ja keine Rücksicht mehr, ich möchte ja nur wissen wie sie mit unseren eigenen Leuten verfahren. Die Deutsche sind ja viel zu human mit diesen Burschen. Das gemeinste ist es nur wenn auf unsere Leute gefeuert wird, ein zwanzig jähriger Kamerad ist gleich am ersten Tag gefallen.
Gerade kommen 2 Kameraden von der Kompanie ich will ihnen den Brief mitgeben.
Bleibe mir gesund es grüßt und küßt Dich Dein
Kurt

 

top