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Brief (Transkript)

Kurt Marlow an seine Ehefrau am 25.02.1940 (3.2002.0884)

 

den 25. Februar 1940.


Meine geliebte Frau!

Morgen sind es nun genau 6 Monate daß man uns auseinander riß, man muß staunen wie fix die Zeit vorübergegangen ist. Was hat man nicht alles in dieser kurzen Zeitspanne alles erlebt, wieviele Menschen man doch so kennen gelernt hat, die tollsten Charaktere waren darunter. Wieviele gute Bekannte sind wieder verschwunden, direkt verschwunden sage ich Dir, die sind in Lazarette gekommen und von dort zu anderen Formationen. Aber eins kann ich Dir nur sagen durch so ein Krieg werden Jünglinge zu wirklichen Männern, wie Du ja im „Polenfilm“ gesehen hast. Auf diesem Feldzug konnte man so richtig studieren wer Energie besitzt und wer nicht, wer liegen blieb blieb liegen und kam zurück, so schälte sich langsam dien Elite heraus und diese steht jetzt im Westen. Wieder sind wir umgezogen und liegen jetzt nur noch wenige Meter von der Grenze entfernt, ich hause jetzt im Bunker, prima, mit elektrisch Licht, morgen bekommen wir Radio.
Heute bekam ich von Dir ein Päckchen mit Plätzchen und dann noch einen Brief mit den beiden Hochzeitsbildern. Ich danke Dir. Das Bild auf dem wir lächeln, gefällt mir besser als das Andere aber wir sind wirklich gut getroffen. Dorle, ich muß Dir jetzt ein kleines Kompliment zu Füßen legen. Du siehst jetzt nicht mehr so wie 18 Jahre aus, sondern wie eine richtige junge Frau, darüber bin ich sehr glücklich. Ich habe so meine Gründe.
Die Bescheinigung schicke ich Dir umgehend wahrscheinlich durch die Komp., vielleicht lasse ich sie mit diesem Brief mitgehen, aber Du bekommst sie sofort. Übrigens hast Du bisher noch nie von dieser Bescheinigung geschrieben sondern stets nur von Formularen die ich nur auszufüllen habe.
Von Herbert bekam ich am 23. eine Karte aus Frankf. / Oder, er teilte mir aber nur kurz seine Feldpostnr. mit, morgen werde ich ihm schreiben, die Zigaretten werde ich ihm jetzt direkt schicken, bis jetzt habe ich aber noch nicht genügend zusammen.
Mit Deinem tollen Husten ist es ja schlimm, versuche mal in der Apoth. „Solvents Tabletten“ zu bekommen oder „Eupatal“, oder „Gelonida antineuralia“, „ Tussipert Tropfen“ von Beiersdorf, hoffentlich bekommst Du diese Sachen ohne ärztliche Verordnung. Ich hatte in den letzten 14 Tagen einen unverschämten Husten, ich habe aber auch reine gar nichts dagegen unternommen. Gestern ist wieder einer vom Pferd geschlagen worden, dadurch hatte ich heute sehr viele Laufereien, denn er liegt ungefähr 5 km entfernt, war heute 2 x bei ihm. Wie ich wieder zurück kam bekam einer Krämpfe, seine linke Seite war gelähmt ich dachte zuerst an einen Schlaganfall, dieses war aber nicht der Fall, ich brachte ihn dann sicherheitshalber in’s Kriegslazarett, denn er fing zum Schluß an reichlich zu phantasieren. So verging der heutige Sonntag, man kommt so wenigstens zum Denken.
Du glaubst garnicht wie ich Dich liebe, meine Gedanken sind in meiner ganzen Freizeit nur bei meinem Frauchen, die es so gut mit mir meint. Stelle Dir nur einmal vor ich komme plötzlich auf Urlaub und meine Dorsi öffnet die Tür zu unserer Wohnung, Du da ist aber was los bei Marlows, halte Dich nur irgendwo fest sonst fliegst Du gegen die Decke, ich will lieber garnicht daran denken.
Hast Du schon das Paket bekommen mit dem blauen Pullover und anderen Kleinigkeiten? So mein kleiner Schieter jetzt werde ich schließen, ich küße und grüße Dich unzählige male
Dein Kurt

Das Briefpapier habe ich noch nicht bekommen.

 

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