Brief (Transkript)
Kurt Marlow an seine Ehefrau am 12.08.1941 (3.2002.0884)
Nr. 49 12. Aug. 1941.
Meine liebe Doris!
Ich hoffe jetzt endlich etwas mehr Zeit zu haben um Dir einen ausführlichen Brief zu schreiben. Heute Vormittag ist es überraschend bei uns sehr ruhig geworden, unsere Division hat keine Feindberührung mehr aber wer weiß wie lange. Heute haben wir uns so richtig ausschlafen können, ich pennte von 23.00 bis 8 Uhr, in der Nacht bummerte nur noch die Artillerie unaufhörlich. Wenn man aber so richtig müde ist hört man selbst den stärksten Geschützdonner nicht. Unsere Verwundeten sind wir gestern z.T. auch losgeworden, jetzt sind nur noch 50 - 60 Mann da, aber im Laufe des Tages kommen sie auch weg. Man kann ohne Übertreibung sagen bei, uns war was los. Wir haben nur immer wieder gestaunt mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein, es war einfach alles dran.
Gestern erhielten wir seid langer Zeit etwas Post, von Dir trudelte noch ein Geburtstagspäckchen vom 22.7. ein, vielen Dank. Solche kleinen Leckerbissen sind mal ganz schön man lebt förmlich danach auf. Gestern erhielten wir auch von unserer Division einen Heeresempfänger so haben wir endlich auch unser Radio und sind nicht so von der Welt abgeschnitten. Wie lange dieser Krieg noch dauern wird kann wohl keiner sagen, der Russe kämpft tatsächlich wie ein Löwe, sie rennen in großen Scharen in unser Feuer hinein und werden vernichtet. Bei ihnen gilt ein Menschenleben nichts. Dieser Krieg hat bestimmt schon Millionen Leben gekostet. Die Wirkung unserer Stukas ist entsetzlich da gibt es kein entrinnen bei uns werde immer gleich 30 - 40 Stuka eingesetzt um die Panzer zu vernichten, die Dinger werden durch die Sprengwirkung gleich aufs Kreuz gelegt.
Heute gibt es bei uns etwas gutes zum Mittag, Hammelbraten, gestern geschlachtet, prima nicht wahr? So jetzt bin ich fertig mit essen, das Fleisch war ja etwas zäh aber es ging. Wie ich gerade bim essen war treffe ich einen alten Bekannten, Werner Degenkolb von meiner alten Kompanie, wenige Minuten später trifft mein Fahrer seinen Schwager er ist bei einer fremden Division, die Freude war natürlich groß. Hier im finstersten Osten an einsamster Stelle trifft man Bekannte, die man Monate nicht gesehen hat. Degenkolbs Wagen wird in der Werkstattkomp. wieder in Ordnung gebracht.
Schicke mir bitte Rasierklingen und zwar „Rotbart Be Be - Langloch. Bekommst Du überall, Zahnpaste und Zahnbürste, so langsam geht es mir nämlich mit diesen Dingen zur Neige, vielleicht auch ein Fläschchen Haar- oder Klettwurzelöl, es dürfen doch wieder Päckchen bis 1000 Gramm geschickt werden. Ich kann Dir nichts schicken da es hier einfach nichts gibt.
Mein liebes Dorlechen jetzt will ich schließen, so oft es geht schreibe ich nur in der letzten Woche ging es nicht. Bleibe weiterhin gesund und munter, gehe recht viel an die Sonne vor allem Sonnstags. Grüße Deine Angehörigen und Utta.
Es grüßt und küßt Dich
Dein Kurt.
Ansicht des Briefes
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