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Brief (Transkript)

R. B. an seinen Bruder am 17.9.1941 (3.2002.7227)

 

Im Felde, den 17. Sept 1941
hier eingegangen 20. Okt. 41



Lieber Friedrich!

Für Deinen Brief vom 20.8. u die vorher gesendete Karte meinen besten Dank. Die beiden Sendungen waren mal wieder lange unterwegs. Man kann sich manchmal nicht erklären, wie manche Post lange auf Strecke liegt. Doch die Hauptsache ist ja, sie gelangt am Ende schließlich doch an ihren Empfänger. Draußen regnet es in Strömen, und zwar seit den frühen Morgenstunden schon. Das reinste Henkerswetter. Während alle anderen Gruppen draußen wie alltäglich Straßenbau machen, sitzen wir im Bau u können uns von unserer nicht alltäglichen Arbeit ausruhen. Unsere Gruppe hatte nämlich den Auftrag: 3 Zivilbanditen, die vor Tagen einen Sanitätswagen unseres Bataillons überfallen hatten, aufzuhängen. Die wurde nun heute Morgen besorgt und jetzt baumelt an den Dorfeingängen solch ein Lüing. Eine Warnung u ein Schrecken für die Bewohner. Ein Kommisser wurde noch erschossen. So kommt man in diesen Krieg zu den grausamsten Handlungen, die geradezu mittelalterlich anmuten. Einige Zeit liegen wir nun schon ohne Marschleistungen still. Nach unserer Rückkehr von einer Aufklärungsabteilung, der unser Zug zugeteilt war u wo es uns allen fabelhaft gefiel, sind wir bei der Kompanie sofort mit Arbeit betraut. Knüppeldämme durch Sumpf u Waldgelände sind unsere Bauwerke. Bei gutem Wetter macht es schließlich Spaß, doch bei Kälte u Regen ist es gerade nicht erfreulich, draußen zu murksen zumal die Arbeit von 6.00 - 18.00 durchlaufend geht. Was macht eigentlich Finken Werner, lange habe ich von ihm nichts mehr gehört? Mir geht’s gut.
Dir, lieber Friedrich alles Gute u baldige völlige Gesundung.
Herzliche Grüße Dein R.

 

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