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Brief (Transkript)

Rudolf Rothe an seine Eltern und Geschwister, am 4.3.1944 (3.2002.0973)

 

Rußland, 4.3.44



Liebe Eltern, Geschwister, Schwägerin, Kinder u. Jacki!

Vorgestern waren es 4 Wochen, das ich den 3 x verfluchten Boden Rußlands nach meinen 3. Urlaub von hier wieder betreten habe. Was ich in diesen 4 Wochen wieder habe alles mitmachen müssen, ist wenig erbaulich. In Berlin war es schon nicht sehr hübsch mit den Angriffen, und diesem Rabatz, in den ich hier – als Pi.Zug-Führer unmittelbar hineingeraten war, konnte ich auch keine schöne Seite abgewinnen. Jetzt ist es aber vorbei und die ersten ruhigen Minuten sind eingetreten. Wir sind auch 300 Klm. nach Rechts gerutscht. Diese Frontstille kann aber auch manchmal nichts Gutes bedeuten, denn meist geht es eines Morgens mit Trara los und man hängt wieder mitten drin in der Sch - - a a.
Seit 2 Tagen aber bin ich wieder beim Reg. als Meldestaffelführer. Es hat hier eine Nacht mit den Wachen und Streifen nicht geklappt und sofort mußte ich mich anderntags auf dem Reg. melden und sofort meinen alten Posten übernehmen. Nun geht es mir wieder etwas besser. Es war ja auch etwas stark, 5 Tage und Nächte ununterbrochen ohne Schlaf im Graben und täglich mehrere Angriffe des Iwan. Aber wir hatten prima Unterstützung durch schwere Waffen, viel Ari, dazu Panzer, vor allem Tiger, 15 Stk. Sturmgeschütze, 2 cm Flak, Flieger usw. Den ganzen Laden haben wir gehalten, ganze 17 Mann und ich. Der Iwan hat schwer gelitten, die Toten werden bestimmt die 1000 überschreiten. Bei meinem Haufen hatte ich einen Toten und 5 Verletzte, 1 Verwundeter ist aber schon wieder da. Der Gefallene hat einen Volltreffer von der 17,2 bekommen und war einfach nicht mehr da. Schicksal. Man munkelt jetzt, ich wäre stark E.K.I verdächtig, aber ich glaube nicht daran, erst sehen, denn hier laufen soviel Parolen rum, das man schon beinahe nichts mehr glauben kann. Wie mir Liesel im letzten Brief mitteilte, ist ja bei dem Angriff am 15 – 16. 2. auch nochmal alles glatt gegangen, Gott sei Dank. Man muß ja jetzt um Euch mehr Angst haben als Ihr um uns. Hoffentlich geht alles weiterhin gut und läßt bald mal nach.
Nun ist mir gestern Nacht hier folgendes Ding passiert. Vor meiner Panjebude hält ein L.K.W. und streikt. Ich höre die Männer und da ist auch ein Berliner drunter. Na, nach ½ Std. kommen Sie in meinen Bau, um sich die verklammten Finger etwas aufzuwärmen. Wir erzählen so n bischen und der Berliner ist aus Spandau, Klosterstr. Er ist der Enkel von dem alten Grothe, der Ackerstr. 10 wohnt und den Platz in der Ackerstr. bei uns gegenüber zu betreuen hatte. Komischer Zufall, was? Wir haben dann auch geschlagene 2 Stunden gequasselt und dann mußte Er abhauen. Er ist auch Uffz. Waffenmeister bei einer Sturmgesch. Abt. Feiner Posten, sowas fehlt mir auch noch, bei einer mot. Einheit.
Ist denn das Päckchen schon eingetroffen, es sollte zum Geburtstag dasein, darum hab ich es so früh abgeschickt. Papa, zu Deinem 57. wünsche ich Dir alles Gute und viel Gesundheit, und das Du bald im Kreise Deiner wachsenden, groß gewordenen Familie mit Allen ein schönes Kriegsende feiern kannst. Der längste Krieg hat 30 Jahre gedauert, sollte dieser auch so lange dauern, dann haben wir ja nur noch 25 Jahre zu machen. Nun, für Heute Aufwiedersehen. Ich wünsche Euch nochmals Allen Alles Gute und bin mit den herzlichsten Grüßen Euer

Rudi.

 

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