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Brief (Transkript)

Paul Strache an seine Ehefrau am 19.5.1940 (3.2002.1283)

 

O.U. 19.5.40



Mein liebes Pummelchen,

heute ist Sonntag, für mich im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich bekam viel Post aus der Heimat. Und zwar die Illus und auch Briefe. Eine Karte vom 29.4. und eine vom 10.5. Zwei Briefe, einen vom 2.5. und einen vom 5.5. und einen Brief von Verita von der Maifeier. Ich bin sehr erstaunt, daß Du noch keinen Brief von mir erhalten hast, denn ich habe fast jeden Tag geschrieben. Vielleicht kommen sie noch an. Pummelchen, ich habe mir bald gedacht, daß es mit den Bekanntschaften nichts ist. Wenn ich nicht müßte, wäre ich auch nicht mit den Männern zusammen. Na und die Frauen erst recht nicht, vor allen Dingen Frau W. nicht. Also Hände weg. Ja, Krümelchen, daß es sehr einsam für Dich ist, glaube ich gern und ich will Dir meinen Rat zukommen lassen. Ich bin damit einverstanden, daß Du Dir ein Kind nimmst, aber ich verlange dann, daß Du nicht mehr arbeiten gehst. Denn es wird sonst für Dich bestimmt zuviel. Es ist ja nun die große Frage, ob Du eins bekommst, hast Du Dich schon danach erkundigt. Vor allem mach es nicht so, wie das letzte Mal, daß die Mutter jede Woche hinkommt, und damit spazieren geht. Also Pummelchen, wenn man Dir eins gibt und Du Lust hast, dann nimm Dir eins. Warst Du denn nun in Halle. Du hättest es doch noch auf Deiner Pfingstkarte raufschreiben können, ob Du gefahren bist. Saubere Taschentücher habe ich auch noch, Du kannst beruhigt sein. Ich bin nun neugierig, wieviel Briefe Du bekommst. Ich habe jetzt dreimal kurz hintereinander geschrieben. Mal sehen, ob Du sie alle erhältst. In Deinem Brief vom 5. steht, ob der Krieg nächsten Pfingsten aus ist. Aber Liebling, wenn es noch lange dauert, dann vier Monate, daß ist mein Glaube und meine Hoffnung. Denn im Westen geht es doch unaufhaltsam vorwärts. Also Pummelchen, fasse frohen und neuen Mut. Harre die Zeit noch aus, denn umso größer, soll Deine Freude sein, wenn ich wieder komme. Glaube mir Irm, daß Du und Dein Wohlergehen meine größte Sorge ist. Daß mir dauernd die Gedanken kommen, was wird Sie jetzt tun und was macht Sie jetzt, daß ist morgens so, mittags so und auch abends so und wenn ich Wache stehen muß, kreisen meine Gedanken auch Nachts um Dich. So Pummelchen es würde mich freuen, wenn auch dieser Brief dazu beiträgt, Dich über ein paar trübe Stunden zu Helfen. Komm, laß Dich umarmen und küssen Dein Paul

 

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