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Brief (Transkript)

Karl-Heinz Barth an seine Mutter am 14.5.1943 (3.2002.0219)

 

O.U., den 14.5.43



Liebe Mutter!

Heute kam Dein lieber Brief vom 1.5. mit den Zigaretten und einige Zeitungen von Emmi. Ich danke Dir recht herzlich dafür.
Zunächst aber möchte ich Dir mal etwas ganz ernsthaftes schreiben. Wenn Du das ganze Jahr über gearbeitet und geschuftet hast, kannst auch ohne Bedenken mal verreisen und brauchst Dich nicht dadurch, daß ich nun in Rußland bin, abhalten lassen. Wenn Du nun vielleicht Angst hast, daß Du nun die 14 Tage keine Post von mir bekommst, so brauchst Du mir nur zu schreiben von wann bis wann Du in Sonthofen bist. Ich würde Dir dann sogar jeden zweiten Tag schreiben, damit Du auch die paar Tage ganz ruhig verleben kannst. Allerdings darfst Du nicht denken, daß Du jeden zweiten Tag die Post von mir bekommst, da sie nämlich sehr unregelmäßig geht. Na, Du kannst Dir nochmal alles gut überlegen und mir dann schreiben.
Gestern erhielt ich zu meiner größten Freude von Wolfgang einen Brief. Also der gibt mir ja die wunderbarsten Ratschläge. Z.B. soll ich nie den A... zu hoch raushalten sonst würde ich einen Schuß bekommen und nachher im Lazarett nicht sitzen. Also man muß ja sagen, er hat in den 4 Wochen seiner Ausbildungszeit schon allerhand gelernt. Jedoch war mir die Sache bereits bekannt, denn soviel habe ich auch schon gelernt. Nun wollte ich Dir noch etwas schreiben. Du schriebst mir neulich, daß Du mir Zucker schicken willst. Das ist eigentlich garnicht nötig, denn unsere Küchenbullen sind meine besten Freunde und von ihnen bekomme ich auch alles was ich so gebrauchen kann. Sie hören nämlich alle sehr gerne Musik und da sitze ich nun oft Abends bei ihnen und spiele ihnen was vor. Allerdings stellt sich zu meinen „Vorträgen“ und „Konzertabenden“ auch immer unser Spieß ein, denn der ist auch seit einiger Zeit sehr erpicht auf meine Musik. Die Schreibstubenhengste klagen mir oft ihr Leid, da der Spieß nämlich von Morgens bis Abends „Stellen sie sich vor, ich wär ein wilder Räuber“ singt. Na, jedem das Seine. So, nun bin ich aber wieder ganz von meinem Faden abgekommen. Ich wollte Dich nämlich mal bitten, wenn Du mir noch etwas gutes schicken willst, denn schicke mir doch auch solch „Hag Cola“ oder Brausepulver das ist nämlich bei der Hitze die hier herrscht immer sehr erfrischend, d.h. wenn Du soetwas noch bekommst. Sonst habe ich wirklich keinen Wunsch mehr, denn ich bekomme hier alles was ich brauche. So, nun mal wieder Schluß für heute.
Mit vielen herzlichen Grüßen
Dein Kalle

 

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