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Brief (Transkript)

Gottfried Schneider an seine Familie am 03.06.1942 (3.2002.1238)

 

Im Felde. 3. Juni 42.



Liebe Mutter, Großmutter u. Geschwister!

Dem Brief, den ich dem Urlauber mitgegeben habe, konnte leider kein anderer folgen. Ich mußte gleich wieder losfahren und kam erst gestern abend zurück. Jetzt aber gleich ein paar Worte.
Alle Post an 22382 ist jetzt in meinen Händen. Desgleichen die Päckchen und Briefe bis etwa 20. Mai. Von Julia habe ich bereits Post vom 26. Mai. Es geht also ganz flott. Nun wir liegen ja auch gar nicht mehr sooo weit von Deutschlands Grenzen weg. Mir geht es ganz gut, bis auf ein ordentliches Gefühl der Müdigkeit, das zum großen Teil vom heißen Wetter abhängt. Ihr seid besorgt ob ich genug zu essen habe? In einem anderen Brief macht Ihr mir das Maul wässrig mit Kaffee, Hefekuchen und Pudding. Also will ich Euch auch mal wässrig machen. Morgens steht man auf, steckt sich ne Zigarette an und schaut wo man sich waschen kann. Sofort ist eine Schar von Russen da und zedert iaxi y tabako, d.h. daß sie Eier gegen Tabak haben wollen. Du gibst einem ein Päckchen Tabak und hast 10 Eier zum Frühstück. Selbige werden natürlich alle auf einmal gegessen. Alles ins Kochgeschirr, ein paar Krumen Brot und gebacken. Das ist doch ein ganz solides Frühstück. Da kommt Ihr noch lange nicht ran.Es muß aber nicht immer Tabak sein. Für Streichhölzer hat man auch 3 – 4 Eier. Es geht mit der Ernährung also nicht so schlecht wie ihr meint. Was man nicht hat, besorgt man sich halt, weil das Fremdwort Organisation ausgerottet werden soll. Wenn der Landser ein Pferd sucht, gehört ihm das Pferd, wenns nicht schon ein anderer Landser hat, sucht er eine Frau mit Milch und bekommt Lust danach in den Gaumen, dann holt er sich eben davon. Also habt keine Angst wir kommen schon durch.
Es sind auch schon wieder viele Urlauber zurück und ich hoffe, daß ich jetzt nicht mehr soweit reisen muß. Dann kann ich Euch auch mehr schreiben.
Jetzt mache ich Schluß. Hoffentlich gibt’s bald wieder Gelegenheit einen Brief zu schreiben. Ich erwarte auch von Euch noch Pfingstpost.
Grüße Euch recht herzlich
Euer dankbarer Gottfried.

 

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