Frankreich den 21.10 1940

Liebe Hedwig

Ich will Dir kurz mitteilen wie es mir geht. Wir sind am letzten Montag abend um 7 Uhr in Karlsruhe weggefahren, und sind am Mittwoch Mittag 4 Uhr in unserem Platz angelangt. Wir sind verlassen auf steiler Felsenwand 16 Hundert m höhe. Aber eine gegend weit und breit keine so zu sehen wie diese. Es ist noch schöner wie im Schwarzwald. Da hat man eine Aussicht die kann ich Dir gar nicht schildern. Ich kann in die Schweitz sehen, wir sind ungefähr 2 klm weg. Schreiben darf ich es Dir nicht wo wir direkt sind. Aber ich kann auch mal Heim auf Uhrlaub, dann kann ich Dir Erzählen. Am Sonntag war ich im Hotel, da lebt man so bilig. Ein Litter Wein kostet nur 30 Pfenig. Mit einem Litter hat man schon der größten Brand. Eine Flasche Bir kostet 20 Pfenig eine Flasche Schampanier 1 M und eine Flasche Seckt 2 M. Da kann man leben wie der Vogel im Hanfsamen. Das Essen ist auch nicht Schlecht. Wir könen Essen so viel wir wollen. Die gefangenen Franzosen müssen uns ja auftragen, bis wir Sat sind. Der dienst war bis jetzt noch nicht schlimm, das macht mir ja gar nichts aus. Wo ist denn der Alfons, hoffendlich geht es im auch gut, mir geht es ganz gut. Es gefällt mir alle Tage besser. Ich habe es viel schöner wie daheim. Da habe ich halt um 6 Uhr Feuerabend. Morgens um 6 Uhr flitzen wir heraus und wer die Hare nicht gekämt hat flißt herum wie eine Fledermaus. Ich und Eugen Batzler liegen nebeneinander auf einer Bute. Wir hatten halt das Glück, daß wir zusammen kammen. Liebe Hedwig Deine Karte habe ich auch erhalten, ich habe mich sehr gefreut. Ich will Die aber auch gratulieren zu Deinem 19. Geburtstag. Ich will jetzt schließen wie müßen ins Bett. Verzeih mir nur wegen schlechter Schrift, ich hatte nämlich wenig Zeit. Schreibe sovort Antwort.
Es grüßt Dich vielmals Erwin.

Ein Grus erlaubt sich
Eugen Batzler (Damenwahl – Du hast Glück bei den Fraun Belami)