Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Gretel Zwanger an ihren Mann am 22.10.1944 (3.2013.22)

 

Tübingen, den 22.10.44



Lieber Hugo!

Nach einer Woche will ich dir nun wieder schreiben. Besuchte wie am Mittwoch so auch heute Friedrich u. Rosmarie in der Klinik. Durch die Alarme hat sich Rosmarie noch etwas hinzu erkältet. Die würdest auch wie mancher Vater an der Glastüre stehen u. hineingucken. Die Türe ist zu, man versteht schlecht etwas. Herr Raichle ist bei den Eltern gewesen, war leider gerade in der Klinik. Helmut ist munter, die Husterei wird besser. Gretel kann er zu mir rufen, das hörte er von Großmutter. Ruf der Gretel, sagen wir immer. Das solltest du hören können.
Mein lieber Hugo wie wird es dir gehen? Sieben Wochen sind wir ohne Nachricht von dir. Dazu die Kriegslage u. Alarme. In Derendingen fiel eine Bombe. In Zügen um Tübingen wurden die Lokführer mit Bordwaffen beschossen u. getötet. Plocher, Wiermann u. Brauer dem sein Sohn schon gefallen ist.
Bin bei den Eltern bis die Kinder von der Klinik kommen. Wir haben Kartoffel, Süßmost haben wir von 3 Ztr. Gemacht, ein Fäßle Most.
Erich kam von Fallingbostel weg, das schrieb uns eine Nachrichtenhelferin von hier. Von Erich selber haben wir keine Nachricht seit er weg kam. Betty schrieb, daß Karl 4 Tage daheim war, er sei auf einem 5 wöchigen Kurs in Halle an der Saale.
Unsere Hoffnung setzen wir darauf, daß du liebster Hugo und guter Vater zu uns zurückkommst u. daß Friedrich u. Rosmarie gesund werden.
Der Ahne schrieb ich ein kurzes Kärtle. Sie hat uns nicht einmal besucht, nur Wilhelm. Nur über Wilhelm möchte ich dir nun vorerst nichts schreiben.

So grüßen wir dich liebster Hugo
mit der stillen Hoffnung, daß dich unser
Herrgott behütet.

Es küßt dich deine
von Sorgen umgebene Gretel

Grüße von Friedrich, Rosmarie
Helmut u. Großeltern

 

 



Ansicht des Briefes

 

Briefe aus diesem Konvolut:
top