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Brief (Transkript)

Gretel Zwanger an ihren Mann am 02.10.1943 (3.2013.22)

 

Tübingen, den 2. Oktober 1943



Mein lieber, guter Hugo!

Heute morgen erhielt ich wieder einen lieben Brief von Dir. Wir wirst Du überrascht gewesen sein, dass Erich bei uns ist. Daheim! Und dich fühlt er sich nicht er, allein ist er, geht abends ins Kino, danach gleich heim, sagt was soll er auch. Er traut keinem Mädchen, sieht wie es die Männer in Russland machen. Wenn das ihre Frauen wüssten und den Frauen wiederum traut er auch nicht. Was soll er im Urlaub machen, daheim hat er bis jetzt nichts davon. Er ist gross u. breit, sein Gesicht schmal. Ein verheirateter Mann der hat es im Urlaub doch schöner. Habe kein Briefpapier in der Küche, Grossvater ist im Bett.
3. Helmut mauzte u. ich mußte gestern abend ins Bett. Bald darauf war vier Stunden Alarm. […] hörten viele Flieger. Blieben im Bett, denn Großvater mußte um 3h aufstehen. Z. Frühdienst am Morgen gab es viel zu tun, Helmut u. Rosmarie waschen, kochen. Hatte noch Erichs Faltbluse bis zum Mittag zu richten. Nun hat er sie an den Ärmelstreifen muß ich noch fester einnähen. Es hab Markklöschensuppe, Rindsrouladen, Bohnen u. Salzkartoffel. Um ½ 2 h kam Großvater, er spülte, putzte, hatte droben noch die Zimmer zu richten da vergeht der Mittag schnell, ohne daß wir zum Haus hinauskamen. Will an Erichs Wäsche zu stopfen beginnen. Kannst dir denken wie es hier zugeht? Und daheim schwätzt mir niemand drein, mache alles wie ich kann. Will nachher Mutter ein Kartle schicken, Vater hat täglich Dienst bis nach 12h bis Donnerstag. Wenn Mutter kommt, Mittwoch od. Donnerstag u. was wird Friedrich sagen. Die Koralle habe ich hier u. schicke sie weg, hab die Chronik hier herbestellt u. sie kam noch nicht. Vater seine kann ich heute noch nicht nehmen. Nach […] schlafe ich mit Rosmarie in Mutters Bett, denn daß gerade alles vermietet ist, er schläft im Bühnenkämmerle. Nun kommt die Woche in der wir vor sechs Jahren unsere Wohnung eingeräumt hatten. Es war eine schöne Zeit u. dann kam unser Festtag. Dieses Jahr ist der 9. Auch wieder an einem Samstag wie vor sechs Jahren. Da wäre ich doch gerne draußen in der Wohnung und du wärst gerne zu Hause. Unsere drei wachsen inzwischen heran. Helmut watschelt meistens in der Küche herum oder sitzt drunten im Leiterwägele. Von vorgestern wollte ich dir noch schreiben von gestern u.s.w. bin früh raus hing die Wäsche auf. Richtete die Kleinen, lief in die Stadt, kaufte schnell Krauft-Spatzennest u. dann war es schon ½ 12 h. Schnell ging es im Eiltempo nach Wenkheim. Gefreut hat es mich daß Erich mitging. Wir warteten eine Zeitlang da kam Herr […] mit dem Traktor denn die Frau. Bekam Goldparmäner, Buigen, andre Sorte 107 Pfund 26,50 RM, das geht mit dem Preis. Manches erzählt Erich, unterwegs von Rußland nur wenn man ihn fragt. Wir kamen bei Sonnenschein heim, Helmut sah uns? Großvater legte die Wäsche hinunter. Später kam Andres u. ließ beim Zanker einen neuen Generator aufbauen. Brachte einige Zwetschgen mit, vesperte von unserm Brot u. Käse, ließ dafür sein Brot u. Wurst hier. Herr Brokel (der Bächer) schickte Erich einen Käsekuchen, Mutter hat ihn anscheinend bestellt. Was machst du heute? Du malst uns so schön lieber Hugo. Schick uns doch die Zulass.marken. Erich sagt wir freut man sich, wenn ein Kuchen von zu Hause kommt. Gerne hätte ich dir zum Hochzeitstag etwas gebacken. Also schicke sie bitte noch.
Dich mein lieber Hugo grüßt u. küßt mit den Kindern.
Deine Gretel

 

 



Ansicht des Briefes

 

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