Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Hugo Zwanger an seine Frau am 25.06.1942 (3.2013.22)

 

Den 25. Juni 1942



Meine liebste Gretel!


Danke Dir für Deinen lieben Brief, habe ihn heute Morgen bekommen. Du wirst schauen, wenn du ein Briefle bekommst, das mit der Maschine geschrieben ist, kannst dir jedenfalls denken aus welchem Grund. Bin seit gestern auf das Geschäftszimmer kommandiert. Muss hier auch schlafen, bekam ein Bett mit Matratze und einen Schrank für mich allein. Das ist schon viel wert. Bin nun abends allein auf dem Zimmer, habe es dadurch recht ruhig. Hoffe nun, dass ich hier eine zeitlang bleiben kann, hörte gestern dass wieder neue Einheiten aufgestellt werden nach Russland. Hauptm. Schmidt und Berkmüller von Nellingen waren gestern hier. Schmidt hat eine Weile mit mir gesprochen, er war sehr nett, er hat es ja veranlasst, dass ich hierher kam. Berkmüller sprach überhaupt nichts, obwohl er mein Komp.Chef ist , jedenfalls passt es ihm nicht, er möchte ja am liebsten alle in Russland sehen. Liebe Gretel nun wegen dem Sonntags-Urlaub, da muss ich dir leider mitteilen, dass ich am Samstag nicht zu Dir und den Kindern kommen kann. Es tut mir ja selbst leid, wäre zu gern gekommen, aber da der Spiess diesen Sonntag weg ist, muss ich hier bleibe und kann nächsten Sonntag zu Dir kommen. Beide können an einem Sonntag sowieso nicht weg, muss es so einrichten, dass er den eien Sonntag fährt und ich dann am nächsten. Die Woche geht ja schnell vorüber, so freuen wir uns auf den kommenden Sonntag. Wie es dann am Sonntag Mittag wird, weiss ich auch noch nicht. Man muss Abends am 10 Uhr hier sein, da geht es mit dem Rad schlecht. Auch ist es noch nicht bestimmt wenn ich Mittags weg kann. Liebe Gretel, kann Dir am Samstag Abend von hier aus anrufen, dann können wir wenigstens einige Minuten miteinander sprechen. Kannst es Dir ja denken, dass ich zu gern schon diesen Samstag gekommen wäre, aber wir wollen froh sein, dass ich überhaupt noch kommen kann.
Liebe Gretel, wie geht es sonst bei euch daheim? Das waren einige schöne, sonnige Tage, heute ist der Himmel leider wieder bedeckt. Da wird alles froh sein, wenn das Heu gut hereinkommt. Habe gestern Abend mit Hermann eine Weile gesprochen, nun soll er im Oktober einrücken, aber bis dahin sieht man wieder. Freue mich eben Abends immer, man ist doch nicht so fremd, wenn es auch immer 10 Minuten sind. Anschliessend bin ich zum Film, neben der neuen Wochenschau wurde ein Film aus Berlin gezeigt, er war ganz nett, nur war es recht heiss. Der Speisesaal ist da, wo später das Flughafen-Hotel ist, kann es Dir einmal später zeigen, wenn wir nach Kriegsende den Flugplatz ansehen. Da ist alles ganz grossartig gebaut, nur Repräsentation, gespart wurde da nirgends. Aber so ist das ja bei der Hansa, nach außen große Angabe, da wo gearbeitet wird geht es weniger grossartig zu. Muss mich an die Maschine zuerst gewöhnen, es ist eine billige, alte Klapper, auch so eine wie wir sie haben, aber zusammengeklopft.
Nun liebe Gretel, hoffe dass es Dir mit den Kindern gut geht. Bist mir nicht traurig wenn ich am Samstag nicht kommen kann, freust dich auf den darauffolgenden.

Grüsse und küsse Dich mit den Kindern
Recht herzlich

Dein Hugo

 

 



Ansicht des Briefes

 

Briefe aus diesem Konvolut:
top