Den 4. Sept. 1941

Meine liebste Gretel!

Habe gestern Abend noch deinen lieben Brief erhalten. War halt gleich ein wenig unruhig, nun ist ja alles in Ordnung. Anschliessend haben wir einen Film angesehen, er war sehr nett und lustig, richtig zum Lachen er hätte Dir auch gefallen, der Film hiess „ Das sündige Dorf“ spielt in den Bergen. War recht müde, wir haben viel zu arbeiten, fast jeden Tag gehen 2-3 Maschinen kaputt bzw. sind sie beschädigt. Unsere neue Stube haben wir nun eingeräumt, hier könnten wir den Winter aushalten. Man weiß aber nicht wie es kommt. Scheinbar wollen sie es mit England doch noch packen wegen den Luftangriffen auf unsere Städte im Westen und an der Küste. Man hört so allerlei sachen, meistens ist etwas daran. Nun warten wir eben einmal ab, so wie bisher auch. Meine liebe Gretel, den Urlaub auf den Sonntag habe ich eingereicht. Jetzt wollen wir uns auf das Wochenende freuen, hoffentlich nicht umsonst. Vielleicht haben wir auch schönes Wetter, wir können dann mit den Kindern hinaus auf die Wiese. Das mit dem Gartentor könnte einen ärgern. Sonst will man so nobel sein, aber da zeigt sich das kleinliche Wesen. Die haben den Krieg auch mit gar nichts zu spüren, unsere Hausfrau sollte eben auch zwei oder drei Söhne draußen haben, sowie weniger Pension, da wäre sie auch anders. Wie lang wir dort wohl noch wohnen. Nun sind es bald vier Jahre, man kann schon sagen erlebnisreiche. Weisst es noch, wie wir damals an jenem Samstag Mittag die Wohnung angesehen haben und uns kurz dazu entschlossen sie zu mieten. Das alles ist uns noch gut in Erinnerung. Bald darauf die Hochzeit, 1 Jahr später kann unser kleines Männdle beinah zusammen mit der Sudeten-Krise, dann der Krieg. Aber bisher ist es ja noch gut gegangen. So wollen wir wieder das Beste hoffen.


Meine liebste Gretel, für Heute nun grüsst und küsst Dich mit unseren Kindern recht herzlich

Dein Hugo