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Brief (Transkript)

Franz Schmitz an seine Familie am 27.05.1915 (3.2012.0553)

 

Mericourt den 27.5.15



Meine Lieben.

Habe Pakete bis 54 erhalten, aber der regelmäßige Brief ist bis heute ausgeblieben, hoffentlich kommt er noch. Hoffentlich seid Ihr noch so gesund und munter, wie ich es von mir noch sagen kann. Es hat doch all seinen Zweck, da wir jetzt so nahe bei der fechtenden Truppe sind, denn wir haben schon verschiedene mal die 59 Artelerie in Stellung fahren müssen dah dieselben keine Pferde haben, selbige sind an Roz erkrankt. Interessant ist es doch, wenn man so mal nach vorne kommt, man sieht doch wenigstens etwas. Wir fuhren an verschiedenen Batterien vorbei, ohne etwas zu sehen dah dieselben eingegraben sind, bis daß später das Feuer eröffnet und unsere Pferde bald durchgingen. Das nächste Dorf von unseren Quartier, ungefähr 20-25 Minuten schlagen die französische Granaten noch ein, bis heran hat sich in unserem Dorfe noch keine verirrt. Ein intressantes Schauspiel hatten wir vorige Woche, dah ein französischer Flieger von 2 unserer Flieger herunter geholt wurde. Wir wurden plötzlich darauf aufmerksam gemacht, das wir Maschinengewehrgeknatter in der Luft hörten, und sahen wie ein Flugzeug von zwei anderen verfolgt wurden. Eines unserer Flugzeuge kam dem französischen immer näher, plötzlich hörten wir wieder das Geknatter das Maschinengewehres, und sahen wie das französische Flugzeug im Gleitfluge herunterging. Natürlich alles lief darauf zu, es waren ungefähr 20-25 Minuten von unseren Quartier, einer der Insassen ein Oberleutnant war tot, der zweite ein Unteroffizier war schwer verletzt. Es war noch ein ganz neues Flugzeug, es hatte auch nur wenig Beschädigung erlitten. Dasselbe Schauspiel hatten wir vorgestern morgen beim aufstehen auch wieder, das Flugzeug kam auch wieder herunter, die feintlichen Flieger werden hier den ganzen Tag mit Geschützen beschossen. Wie wir hier hören soll Italien ga auch schon angefangen haben, nun wird die Sache wohl noch nicht zu Ende sein. Wir wollen nur hoffen das wir die Oberhand behalten. Dieser Tage wurden hier auf dem Felde Zetteln gefunden welche von französischen Fliegern heruntergeworfen waren mit der Aufschrift, Deutsche Soldaten ergebt euch, euer früherer Bundesgenosse Italien hat am 23 Mai an Östereich den Krieg erklärt ihr müßt unterliegen. Hoffentlich werden die Italiener wohl auch noch die Haut vollgehauen bekommen.
Wir wollen das Beste hoffen.
Wegen dem Ernteurlaub möchte ich noch bemerken, daß das Gesuch nur beizeiten gemacht wird, und dann beizeiten nur für genügend Arbeitskraft sorgen. Sonst noch alles wohl.
Auf ein frohes Wiedersehen und mit vielen Grüßen an alle
Euer Euchl.
Franz.

 

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