Mannheim, den 15. Septb. 1915.

Lieber Bruder!
Wie mir meine Frau geschrieben hat ist Linale[?] wieder gut in Karlsruhe angekommen. Ich danke Euch vielmals daß Ihr sie während dieser Zeit aufgenommen habt. Hoffentlich war sie auch brav und hat pariert, wenn nicht, so schreibe mir, daß sie Lina noch nachträglich bestrafen kann. Wie geht es denn sonst bei Euch? Ist alles gesund und was macht der Stammhalter und Baugele[?]? Hoffentlich gedeihen sie gut und sind gesund. Auch die großen zwei werden dort oben gut geraten. Anna wird jetzt auch Arbeit genug haben mit den vieren.
L. Br.! Wir sind immer noch hier marschbereit und warten darauf bis wir abgerufen werden. Der Befehl kann jede Stunde kommen, es können aber auch noch mehrere Tage vergehen. Wir haben schon seit einigen Tagen unsere Sachen vollständig empfangen und hatten auch schon unsere alten Gewehre abgegeben und heute haben wir sie wieder geholt zum Exerzieren. Wo es hin geht, ob Ost oder West, wissen wir nicht. Vermutlich nach Rußland, denn wir haben auch schon unsere Wollsachen empfangen.
Gehe es hin wo es wolle, man geht halt mit.
Du wirst jetzt auch bald drankommen, denn wie ich gelesen haben werden jetzt auch die D. U. aufgerufen. Nun du hast ja auf alle Fälle das 40. Lebensjahr überschritten und wirst infolgedessen nicht so ausgebildet wie wir. Es war grad kein Vergnügen, aber es ist jetzt soweit um! Nun man muß halt abwarten.
Also, nochmals herzl. Dank und viele und herzl. Grüße an Dich und Deine liebe Frau und die Kinder
Euer Wilhelm