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Brief (Transkript)

Johannes Wierich an seine Familie am 03.04.1915 (3.2009.0064)

 

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Issancourt, den 3.4.15.



Meine Lieben!
Zur Zeit, wo ich diesen Brief schreibe, befinde ich mich auf Wache in unserem Ort. Es ist die Nacht von Kharsamstag auf Ostern; es regnet. Die 7 Pakete habe ich kurz vor Beginn der Woche empfangen, aber wegen Zeitmangel habe ich sie noch nicht öffnen können. Dafür ist die Freude morgen auf Ostern etwas größer. - Nun muß ich zuerst etwas auseinanderlegen. Wie ich schon geschrieben, habe ich mich zur Ausbildung als Offizier gemeldet, damit ist nun keineswegs gesagt, daß ich das gleich in 14 Tagen werde, sondern das dauert noch immer geraume Zeit, falls ich überhaupt zugelassen werde. Vorläufig erhalten wir Nachmittags eine andere Ausbildung wie die übrigen Rekruten. Damit man zugelassen wird, werden Nachfragen über die Familienverhältnisse gemacht. Diese Nachfrage erfolgt vom Armeekommando für mich an das Bürgermeisteramt in Henel. Da kann Vater ja vielleicht mit dem Sekretär sprechen, der die Militärangelegenheiten in der Hand hat. Wir mußten sehr genaue Angaben machen. Als Stand des Vaters habe ich angegeben Straßenbauunternehmer und Landwirt mit ca. 40 Morgen Ländereien; Fuhrwerksbetrieb und Straßenbau und ca 25 Arbeitern. Außerdem mußte jeder 2 Adressen angeben bei denen sich die Militärverwaltung über Verschiedenes erkundigen wird. Da habe ich Brensfeld u. Lichtenberg angegeben. Beiden werde ich auf noch diese Nacht oder sonst in nächster zeit das Notwendige schreiben. Nur ist es schade, daß unsere Post so schlecht durchgeht. Alle Postsachen vom 27. März ab, sind in Sedan aufgestapelt worden, damit niemand erfahren sollte, was hier vorgegangen ist, bis einige Zeit verstrichen ist. So kann es auch später häufig kommen, daß Ihr lange auf Post warten müßt. Wenn hinter der Front etwas Wichtiges vor sich geht, werden alle Briefe und Karten zurückbehalten, damit etwaige Spione in Deutschland nichts von derartigen wichtigen Dingen erfahren. Deshalb hat es auch keinen Zweck, täglich zu schreiben. Eure Sachen gehen immer durch.
Wie ist es mit der Zeitung?
Da ich den Brief diese Nacht nicht beendigen konnte, schreibe ich ihn jetzt Ostersonntagmorgen fertig. Ich habe die Pakete geöffnet und kann nur sagen, daß ich alles außer dem Pfeffer wohl gebrauchen kann. Die anderen Sachen, die ich wünschte, sind wohl auch hoffentlich unterwegs. Ein Stückchen Seife könnte ich wohl recht gut gebrauchen. Anderweitig habe sonst nichts Besonders nötig. Die weißen Taschentücher waren überflüssig damit will ich diesen Brief beendigen. Sobald wie möglich wird ein weiterer folgen.
Johann
Nun sind 2 Pakete angelangt dazu der Brief.- Die Adresse ist etwas anders geworden, doch kommen die Sachen, die unter der alten Adresse laufen weiter an. Von jetzt aber die neue schreiben. Marie kann ja einmal eine Reihe Adressen schreiben, damit die Adressen recht gut zu lesen sind, denn das ist für eine schnelle Beförderung der Post günstig.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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