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Brief (Transkript)

Walter V. aus Köln an Volker W. nach Weimar am 31.03.1985

 

Walter V.
[Straße und Hausnummer]
5000 Köln 1
31.3.1985

Herrn
Dr. Volker W.
[Straße und Hausnummer]
53 Weimar


Lieber Volker,

immer noch habe ich für Deinen Brief vom 2.3.1985 zu danken. Ich wollte immer noch warten, bis ich die 74 Karl Mays hier habe, aber noch hat Pawlak nicht geliefert. Mit anderen Worten: Ich habe jetzt alle 74 Bände auf einmal für Dich und auf Deine Rechnung bestellt. Sobald das große Paket kommt, werde ich es in drei oder vier oder fünf Einzelsendungen aufteilen und nacheinander an Dich abschicken. Am Ende werden wir nachrechnen müssen, ob Dich alles erreicht hat. Da die Bände nicht sehr teuer sind, wird ein möglicher Verlust durch Nachbestellung ausgeglichen werden können. Also hoffen wir das Beste, lieber Karl-May-Leser.
JENA ALS KUNSTSTADT. Da bin ich aber angetan, daß Du jetzt an diesem Buch sitzt. Und ich rechne es mir auch ein wenig an, ein wichtiger Motor, zumindest ein Impulsgeber für dieses Projekt gewesen zu sein. Ich will jetzt nicht in alten Briefen kramen, aber ich glaube, Dir mehrfach vorgeschlagen, Dich gedrängt zu haben, in dieser Sache, in der Kunst-Sache Jena etwas Zusammenhängendes zu publizieren. Ich freue mich auf die Konzeption. Was den Umfang (350 Seiten) angeht, so solltest Du nicht allzu ängstlich sein. Ich denke, daß Du vieles vorgearbeitet hast und das alles verwenden kannst, wenngleich gewiß in anderen Proportionen. Wenn Du Hilfen wegen Dexel (Abbildungsmaterial z.B.) brauchst, sprich mich an. Was ich besorgen kann, will ich gerne tun. Wirst Du auch über Eugen-Diederichs-Verlag was machen wollen? Beide Söhne vom alten Diederichs leben hier, der eine in Wilhelmshaven oder Cuxhaven, der andere in Köln-Düsseldorfer Raum. Wenn Du die Adressen brauchst, will ich sie gerne besorgen. Ich habe hier auch ein Mitgliederverzeichnis des Jenaer Kunstvereins, weiß im Moment nicht, aus welchem Jahr. Kopie kann ich Dir machen, wenn Du sie haben willst. Also: alles Gute für das Projekt.
BAGAGE DE BAARGELD. Noch hat Keller, dem das Manuskript vorliegt, nicht reagiert. Im Wesentlichen ist das Buch abgeschlossen. Im Moment kümmere ich mich noch um die Frage jenes in New York angezeigten Lyrik-Bandes „dilettanten W 3“. Alle Korrespondenz, zumal diejenige mit dem New Yorker Verkäufer des Bändchens, verläuft ohne Lösungen. Mehr und mehr bin auch ich der Meinung, die Du vor einigen Monaten einmal ausgesprochen oder angedeutet hast, dass sich „ex libris“ da einen dadaistischen Scherz mit uns allen erlaubt hat. Ich weiß gar nicht, ob ich das positiv (als Dada-Freund) oder negativ (als Forscher, den man auf den Leim führt) nehmen soll. Wenn ich alle meine Bemühungen betrachte, an dieses Büchlein – wie auch immer – heranzukommen oder gar ein anderes Exemplar aufzutreiben (Ich habe mehrere Tage lang in Seillans die Bibliothek von Max Ernst deshalb durchgesehen!), dann bin ich recht ungehalten über einen solchen Scherz. Aber wenn ich die Sache dada-gemäß betrachte, dann komme ich doch ins Schmunzeln. Im übrigen ist es ja auch ein Hinweis auf die Bedeutung, die man Baargeld zumißt, wenn man sich ein solches Manöver ausdenkt. Sollte das alles wirklich das Werk eines Spaßmachers sein, bitte ich Dich vielmals um Entschuldigung, daß ich Dich auf der Suche nach diesem nicht-existenten Bändchen so zeitraubend beteiligt habe. Aber: ALLES IST ANDERS, SEIT ES DADA GIBT.
FRANZ EHRLICH soll am 29.11.1984 in Dresden gestorben sein. Kannst Du mal in Eure Zeitungen schauen (Ich habt doch in Jena gewiß auch ein Zeitungsarchiv), ob er wirklich in Dresden starb? Und schau doch auch mal in den Leipziger Ehrlich-Katalog (ich kann meinen nicht finden), wann Ehrlich wo geboren ist. Dank im voraus.

Soweit für heute.
Alles Gute!

Dein

 

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