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Brief (Transkript)

Angelika S. aus Freiberg an Gerlinde B. nach Bechhofen am 13.08.1980

 

Zwickau-Planitz, am 13.8.80

Hallo, liebe Gerlinde!

Heute komme ich nun endlich dazu, Dir einige Zeilen zu schreiben. Eigentlich wollte ich schon viel früher schreiben, aber ich bin leider nicht dazu gekommen. Es gab ja so viel zu tun.
Doch nun möchte ich mich bei Dir und Deinen Angehörigen ganz ganz herzlich für die Glückwünsche und das große Geschenk bedanken. Vielen lieben Dank dafür. Wir haben uns riesig darüber gefreut, denn bei uns gibt es sehr schlecht Bettwäsche und dann ist sie meist auch sehr teuer. Sie gefällt uns sehr gut und sobald wir Gelegenheit haben, werde ich sie einmal überziehen. Liebe Gerlinde, Du gibst immer so viel Geld für uns aus – ich bekomme da direkt etwas ein schlechtes Gewissen. Habt nochmals vielen vielen Dank.
Nun möchte ich Dir schreiben, was wir so die letzten Tage erlebt haben. Am 30. Juli haben wir in Freiberg standesamtlich geheiratet. Das war ganz unkompliziert, denn wir zwei waren allein und hatten nur ein Ehepaar mitgenommen, was mit uns gut befreundet ist. Mit ihnen fahren wir auch am Freitag in die Hohe Tatra. Auf die standesamtliche Trauung haben wir nicht sehr viel Wert gelegt und so ist Dieter eben in Jeans gegangen. Nachdem dieser Akt überstanden war, waren wir noch etwas in der Stadt und anschließend Mittag essen. Am Nachmittag hieß es dann packen, denn wir mußten dieses Jahr wie immer im Sommer ausziehen. Dieses Mal haben wir es aber gerne gemacht, denn am Mittwoch haben wir erfahren, bevor wir zum Standesamt gingen, daß wir ein Zimmer bekommen. Darüber haben wir uns natürlich sehr gefreut. So sind wir am Donnerstag gleich umgezogen. Dieter hat sich ein Auto ausgeliehen und so konnten wir unsere Sachen schnell transportieren. Wir wohnen jetzt etwas außerhalb direkt am Waldrand. Die Bergakademie hat dort eine Baracke gebaut und dort wohnen die Studentenehepaare. Das Zimmer hat 12 m². Das ist zwar nicht sehr groß, aber wir sind schon froh, daß wir überhaupt erst einmal zusammen sein können. Waschräume, Küche und Toilette sind gemeinsam. Als ich das Zimmer das erste Mal gesehen habe, war ich ganz schön schockiert, denn eine Wand war dunkelblau, ein Stück war in dunkles ocker und der Rest in dunkles olivegrün gehalten. Nun haben wir aber schön hell tapeziert. Das war eine Arbeit! Am Dienstag nach der Hochzeit sind wir wieder nach Freiberg gefahren, um das Zimmer in Ordnung zu bringen. Da haben wir dann auch gemerkt, daß die Wände mit Latexfarbe gestrichen waren und darauf hält keine Tapete. Solche Wände kann man nur wieder mit Latex streichen. Da mußten wir die ganzen Wände abspachteln. Insgesamt haben wir etwa sieben Stunden gespachtelt und nur zwei Stunden tapeziert. Dienstag und auch Mittwoch sind wir kaum vor Mitternacht ins Bett gekommen. Ich war ganz schön fertig von dieser ungewohnten Arbeit. Aber nun freuen wir uns, daß wir es fertig haben. Durch die helle Tapete wird es auch alles im Zimmer etwas heller, denn dadurch, daß vor dem Fenster fast direkt der Wald anfängt, ist es auch sehr dunkel im Zimmer. Wir müssen meist schon am Nachmittag die Deckenbeleuchtung anmachen, damit es richtig hell ist. Nun will Dieter noch einige Lampen bauen, damit wir nicht immer die Neonröhre anmachen müssen. So langsam richten wir uns ein. Das Zimmer ist von der Bergakademie möbliert. Zur Einrichtung gehören zwei Schränke, zwei Stühle, ein Tisch, zwei Betten, zwei Nachtschränkchen und ein kleines Schränkchen. Damit ist das Zimmer auch schon fast zugestellt und viel mehr paßt nicht hinein. Dieter will aber noch ein Regal bauen, damit wir unser Geschirr unterbringen. In das kleine Schränkchen paßt das nämlich nicht alles hinein. Nun möchte ich Dir aber auch noch einiges über unseren richtigen Hochzeitstag am 2. August schreiben, denn an diesem Tag fand die kirchliche Trauung statt. Zu Gast waren Dieters Eltern und Geschwister. Meine Eltern und Bruder mit Freundin sowie meine Tante aus dem Haus mit Familie, meine Tante aus Annaberg und meine Freundin mit ihrem Mann. Zusammengezählt ergab das 26 Personen. Am Vormittag war um 10 Uhr in unserer kleinen Kirche in Venusberg die Trauung, die Dieters Vati übernommen hatte. Wir haben einen sehr schönen Trauspruch bekommen: „Alles was ihr tut, soll von der Liebe bestimmt sein.“ Nach der Trauung sind wir dann gleich zum Fotograf gefahren. Gundula – unser Blumenstreukind haben wir auch mitgenommen. Das ist die Tochter von Dieters ältester Schwester. Wenn die Bilder fertig sind, schicken wir Dir auch ein Hochzeitsbild. Als Brautstrauß hatte ich 21 rosa Rosen. Wenn ich jetzt wieder nach Hause komme ist er sicherlich schon verblüht. Mir tat es richtig leid, als wir fuhren. Wir hatten so viele schöne Blumen und Geschenke bekommen. Gefeiert haben wir bei uns im Gartenheim. Das ist eine Gaststätte, die sich inmitten einer Gartenanlage befindet. Dort haben wir auch unseren Garten. Es war wunderbares Wetter und wir haben alle ganz schön geschwitzt. So waren wir fast nur zum Essen in der Gaststätte und sonst waren wir im Garten.
Am Sonntag waren dann nur noch Dieters Eltern und Geschwister, außer Uta und Familie da. Dieters Vati mußte predigen, denn unser Pastor war ja gerade im Urlaub. Sie sind dann Sonntagnachmittag nach Hause gefahren. Am Montag kamen dann meine Patenonkeln und noch einige Bekannte zu Besuch. Dienstag bis Donnerstag waren wir in Freiberg und am Freitag haben wir die Geschenke weggeräumt und sind dann zu Dieter nach Hause gefahren. Von dort aus ging es am Sonnabend zu Dieters Opa ins Vogtland. Er wird in diesem Jahr 90 und konnte deshalb nicht mit zu unserer Hochzeit kommen. In letzter Zeit macht sich sein Alter immer mehr bemerkbar.
Und am Sonntag sind wir dann hierher nach Zwickau-Planitz gefahren, wo Dieters Oma und Uta sowie Familie wohnen. Ich habe Dir sicherlich schon geschrieben, daß Uta und Frieder (ihr Mann) zwei Töchter haben: Gundula fast 3 Jahre) und Melanie (fast 1 Jahr). Da vergeht die Zeit immer wie im Fluge und heute Nachmittag fahren wir wieder zu mir nach Hause, um unsere Rucksäcke für die Hohe Tatra zu packen. Morgen Abend soll es nach Freiberg gehen, denn Freitagnachmittag fährt unser Zug. Wir fahren etwa 15.30 Uhr in Dresden los und kommen am Sonnabend früh 6.30 in Štrba an. Bis jetzt haben wir noch keine Platzkarten, denn unsere Bestellung kam zurück, weil schon alles ausverkauft war. Hoffentlich bekommen wir wenigstens Sitzplätze.
Für heute möchte ich nun schließen, denn es gibt gleich Mittagessen.

Viele liebe Grüße an Dich und Deine Angehörigen

von
Deiner Angelika
u. Hans-Dieter

Nochmals ganz ganz herzlichen Dank!

 

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