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Brief (Transkript)

Marta aus Magdeburg an Horst H. nach Stuttgart am 28.01.1963

 

Magdeburg, d. 28.1.63

Lieber Horst!

Im Besitz Deines lieben Briefes vom 24.1. – ich erhielt ihn heute – möchte ich Dir herzlich dafür danken und ihn Dir gleich beantworten.
Durch den Verlust zweier Deiner Briefe ist zwar eine Lücke in unserer Korrospondenz geraten, ich wüßte aber nicht, was besagte Leute dabei interessieren könnte denn wir schreiben uns nichts was nicht jeder wissen könnte!
Mit Deinem Brief erfahre ich nun auch ein paar persönliche Dinge von und über Dich dafür möchte ich Dir herzlich danken d.h. für das Vertrauen das Du Heute wie damals in mich setzt. Du weißt ja: daß ich vorallem Deinen Neigungen volles Verständnis entgegen brachte, daß hat sich auch bis Heute nicht geändert. Es ist schön, wenn man eine klare reine Linie schafft in seinen persönlich intimen Dingen, besser klar sagen was man denkt und wünscht das muß jedem, mag er sein wer und was er will, Achtung abgewinnen, auch ich liebe das in meinem Leben aber es gibt Menschen die verstehen diesen Zug nicht und schlagen mit Gemeinheit wenn sie sich entteuscht sehen.
Nur edle große Charaktere vermögen das zu verstehen!
Nun zu Deiner bevorstehenden neuen Wohnung. Horst ich bin entzückt! Alles in allem stelle ich mir wunderbar vor – ach wie sehr ich mir das auch wünsche – einmal keine Kohlen schleppen – denn Du musst wissen, – es fällt mir manchmal schon sehr schwer! wenn man 2 Jahre von 60 entfernt ist kann man nimmer springen wie ein Fohlen. Was mich dabei etwas schockiert ist die hohe Miete Horst, daß ist ja mehr wie ½ Monatsgehalt von mir. Aber Dein Verdienst ist ja ein diesen Verhältnissen angepaßter und warum soll man es sich nicht schön machen, die Umgebung formt den Menschen. Ich jedenfalls wünsche Dir alles Gute zu diesem Vorhaben. Ach ja! Ich möchte dann schon mal mit Dir telefonieren vielleicht geht das als R Gespräch, daß bezahlt dann der Teilnehmer sonst wird es für mich sehr teuer – Horst ich erkundig mich mal. Vorerst gutes Gelingen.
Deinen Hinweis für Muttchen werde ich befolgen. Ich will doch nichts wettmachen Horst aber Dein Muttchen hat schon so oft zu einer Freude für mich beigetragen und ein kleines – danke – wollte ich ja nur sagen.
So Horst nun aber daß, was mir am meisten am Herzen liegt. Am Sonnabend den 25.1. erhielt ich den ersten Brief von Bodo. Ich hielt ihn lange in Händen, dann legte ich ihn weg, erledigte erst alle meine häuslichen Angelegenheiten – Du mußt wissen, ich bin z.Zt. schwer erkältet und ging am Sonnabend schon um 18.00 zu Bett weil ich mich aber auch garnicht fühlte – also erst im Bett, als ich Ruhe hatte und mich niemand mehr stören konnte, offnete ich Bodos Brief. Ach Horst, ich kann Dir nicht sagen, wir mir zu Mute war. Er darf wohl nur eine Seite schreiben und schrieb darum sehr klein und eng. Zuerst dankte er für meinen Brief, den er erhalten und über welchen er sich sehr gefreut hat. Er bat mich nicht böse zu sein, wenn er nun länger nicht schreiben kann, er will es mit der Bandke nicht verderben. Wenn seinem Brief ein Besucherschein beiläge sollte ich ihn doch besuchen – falls ich nicht kommen könne sollte ich unter keinen Umständen den Schein der B. geben, er möchte unter keinen Umständen Krach mit dieser haben. Es lag’ kein Besucherschein bei und so kann ich vorerst nicht zu ihm fahren. Ich fragte an, ob und was ich ihm schicken könne darauf antwortete er folgend; Weißt Du noch liebe Tante Marta was Du mir angeboten hast, als ich 1963 das erste Mal bei Dir war? Sie brauchen aber nicht so teuer sein. Das lieber Horst waren gute Zigarretten. Natürlich bekommt er sie. Ich kann zwar nich so viel auf einmal schicken aber ich schicke öfter mal etwas ab. Z.Zt. arbeitet er noch nicht und hat somit keinen Verdienst. Gesundheitlich geht es ihm so la la – den Verhältnissen entsprechent – es ist ja nicht mehr all zu lange – schreibt er – und Freiheit ist Freiheit. Vorallem aber bittet er mich, - schreibe Horst – daß ich auf Post warte von ihm! Ich habe ihm sofort geschrieben und Deinen Brief beigelegt wann er diesen Brief nun empfangen darf weiß ich nicht da er ja nur beschränkt schreiben darf. Ich schreibe mir auf wann ich ihm geschrieben habe und was ich wann geschickt habe, eines Tages wird er es ja bestätigen.
Dich aber lieber Horst bitte ich: schreibe ihm selbst er bittet so sehr darum und er kann dadurch vielleicht einmal mehr Post nehmen. Ich würde sagen: einmal im Monat, ich halte es auch so. Schreibe ihm auch obwohl Du keine Post von ihm bekommen wirst, es geht mir ja auch so. Passe Dich der Situation an schreib ihm etwas leicht verdauliches etwas, was ihn aufmuntert, daß ist ihm nötig. Vorallem aber nicht zu lange Brief denn daß erschwert die Kontrolle.
So Horst daß wäre es für heute ich muß nun schleunigst ins Bett denn um 5 Uhr ist die Nacht für mich um und ich muß noch Abendessen und Frühstücksbrote machen.
Also nochmals Horst herzl. Dank für Deine Zeilen ich schließe mit vielen herzlichen Grüßen an Muttchen sowie Deinen Freund und einem leisen – lieben gute Nacht von

Deiner Marta.

 

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