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Brief (Transkript)

Anneliese H. aus Behrenhoff an Paula M. nach Hamburg am 17.07.1946

 

Behrenhoff, d. 17.7.46

Mein liebes, süsses Päulilein!
Nun ist Deine Anneli ganz, ganz glücklich. Ich sitze am Schreibtisch in Behrenhoff und neben mir steht mein Kurtl und sieht mir lächelnd zu. Seit dem 12. bin ich hier und Kurt war tatsächlich schon am 7. zu Hause. Weil der Brief und das Telegramm so lange ging, bekam ich erst am 11. Bescheid. Da habe ich mich dann sofort morgens auf die Bahn gesetzt und zu meinem Kurtl gefahren. Ach, Päulilein, es gibt wohl kaum zwei glücklichere Menschen als meinen Kurt und mich. Kurtl sieht noch genauso aus wie früher. Ich glaube, er wird nicht älter. Nur etwas abgespannt sieht er noch aus. Aber das wird sich schon noch legen. Mama pflegt ihn ja so lieb. Du, Päule diesen Brief kriege ich heute sicher nicht mehr fertig. Kurtl ärgert mich dauernd und dann muss ich ihm schnell einen Kuss geben. Haue hat er mir auch zugesagt. Nun mach Dir ein Bild. Sag mal, Gibt es dort schon Noten? Klassische Sachen? Schlager kannst Du ruhig schon schicken. Denn stell Dir vor, Papa hat Kurtl schon ein Klavier gekauft. Du kannst Dir vorstellen, wie unsagbar ich mich freue, dass mein Kurt nun nicht seine geliebte Musik entbehren zu braucht. Wir haben schon wieder herrliche Stunden am Klavier verlebt. Nun fehlt uns gar nichts mehr. Kurt will versuchen in Greifswald zum Studium zugelassen zu werden. Wenn das gelingt, setze ich aber alle Hebel in Bewegung um in Greifswald ins Fernamt zu kommen. Ich habe dann doch keine Ruhe mehr in Kosenow. Drücke nur die Daumen, dass alles klappt. Nun haben wir noch eine Bitte. Erkundige Dich doch bitte mal, wie die Adresse von Fritz B. ist. Er ist ein Musiklehrer aus Stargard. Du entsinnst Dich vielleicht, den Namen gehört zu haben. Er soll in Hamburg sein und dort Konzerte geben. Kurtl liegt viel daran, ihn aufzufinden. Vielleicht entdeckt ihr ihn ja mal. Im letzten Brief habe ich ja total vergessen, Euch den Empfang von den Holländer Klumpen zu bestätigen. Sie sind wundervoll leicht und haben allgemeines Entzücken hervorgerufen. Kannst Du mir nicht auch solche schicken? Aber eine Nummer kleiner. Den Brief in dem Päckchen an Mutti mit dem Nachthemd beantworte ich Dir ein andermal. Jetzt habe ich keine Ruhe dazu. Unsere kleine Süsse freut sich jedenfalls wie ein Schneekönig über ihr Päckchen. Und nun für heute Schluss. Das Neueste und Wichtigste weisst Du ja jetzt. Grüsse die drei E’s recht, recht herzlich von mir und sei Du selbst innig gegrüsst und geküsst von Deiner glücklichen Anneli.

An Deine Schwester und Lydia ebenfalls liebe Grüsse. Der arme Papa muss hier jetzt auch alles in Bewegung setzen um für den grossen Kurt was zum Anziehen zu erwischen.
Von Kurtl soll ich auch einen schönen Gruss bestellen.

 

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