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Brief (Transkript)

Charlotte M. aus Göttingen an Friedel H. nach Gotha am 09.05.1982

 

Göttingen, 9.5.82

Liebe Friedel!
Am 6.5.82 erhielt ich Deinen Brief vom 27.4.82 mit der Information, daß auch das 2. Paket mit den Plastikbeuteln angekommen ist. Hoffentlich kommt Deine Schwägerin mit dem Anlegen zurecht, es wird ihr doch sicher eine Krankenschwester helfen. Wie groß ist die Öffnung? Erwin hatte ja verschiedene Größen. – Daß das Taschenbuch von Elias Cannetti: Geschichte einer Jugend (Nobelpreisträger) noch nicht angekommen ist, sagt mir, daß mit zweierlei Maß gemessen wird. Es ist Literatur, also weder Krimi noch Schmöker!!!!!
Nun wirst Du Dich auch inzwischen abgeschleppt haben mit den Gläsern, tut mir leid – ich hatte keine Zeit, das selbst zu machen.
Ich nehme an, daß Du gesehen hast, daß Ilse den linken Oberarm gebrochen hat. Deshalb wohl ihre Niedergeschlagenheit. So etwas fehlt gerade noch, Willi an 2 Gehhilfen und Ilse nur einen Arm frei. Gewiß wird das wieder gut, nur ist der Transport nach Warnemünde in Frage gestellt. Thomas und Familie fahren Ende Mai in die Nähe von Gotha in den Urlaub und ob der Volker die Beiden zur Bahn bringt am Pfingstsonntag morgen, weiß ich nicht. Es geht um das Koffertragen und dem Willi das rechte Bein nachschieben beim Einsteigen in den Zug. Wie sich nun alles entwickelt hat, entzieht sich auch meiner Kenntnis. Ich habe einfach nicht den Mumm, erst von hier nach Gotha, von dort nach Warnemünde mit dem Auto. Meine Tagesleistung sind eben nur 300 km, dann werde ich noch mehr kribbelig. Vorige Woche mußte ich mal 2 Tage zuhause bleiben, mir ging es ziemlich mies, auch heute ist noch nicht alles in Ordnung und mir steht nächste Woche noch die Ausbildung einer Praktikantin bevor. Die kurze Einarbeitung meines Vertreters habe ich am Freitag über die Bühne gebracht, obwohl der Baulärm fast unertraöglich war und mir mein neues „Eßzimmer“ noch immer zu schaffen macht. Ich habe noch den „Moralischen“ ich gefalle mir so garnicht und der Zahnarzt ist im Urlaub!! Aber auch so etwas geht vorüber. – Nächste Woche schicke ich an Dich ein Päckchen mit einer Fahrvorrichtung für Taschen und Koffer etc. Ich hoffe, es hilft Dir etwas beim Einkaufen.

Herzliche Grüße und auf Wiedersehen in Warnemünde. Deine Schwester Charlotte

Eben komme ich von einer kleinen Ausfahrt mit langem Spaziergang am Seeburger See zurück, das war erholsam.

 

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