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Brief (Transkript)

Alfred S. aus Pirna an Rudolf S. nach Mühlheim/Ruhr am 18.10.1949

 

(10a) P i r n a , den 18.Oktober 1949,
[Straße und Hausnummer]

Lieber R u d o l f !

Deinen Brief vom 12.d.M. haben wir heute erhalten. Ich will gleich antworten, sonst wird es wieder nicht. Lotte wollte Euch gleich im Anschluß an meinen letzten Brief schreibe, es ist aber bis heute nicht geworden, ich wollte es schon immer nachholen.
Deine Wünsche werden wir in dem vorgeschlagenen Sinne erledigen. Ich hoffe, daß wir diese Woche noch ein Paket wegbringen. Wir zögerten immer noch in Erwartung Deiner Zusage, ob es in Deinem Sinne war. Brieflich werden wir Euch auf dem Laufenden halten. Zunächst kommt Dein eigener Anzug dran.

Bei unshat sich wenig geändert. Es ist alles, wie berichtet. Wir hatten jetzt Gelegenheit etwas Weizenkörner zu kaufen, so daß wir auch an Oma S. 18 Pfund Mehl vermitteln konnten, das ist eine große Beruhigung. Mit den Kartoffeln steht es in diesem Jahr nicht gut. Wir bekommen für die Einkellerung zunächst je 2 Ztr. Damit kommt man aber nicht hin. Es werden noch einige Sonderzuteilungen in Aussicht gestellt. Wir hoffen auch, daß es sich weiter alles bessert.

Mit Volkmar habe ich in letzter Zeit tüchtig umgegraben. In Onkels Garten haben wir 900 qm gepachtet. Diesen Monat sollen noch rd. 220 qm Weizen gesät werden. Zum Frühjahr kommen Kartoffeln in die Erde und Mohn wird gesät. Etwas will ich auch Gemüseland machen. Wir versprechen uns von dieser Landwirtschaft etwas und sind drum auch zuversichtlicher für das nächste Jahr.

Eines wollte ich schon immer wissen. Hast Du denn seinerzeit die Armbanduhr erhalten, hat es mit dem Schicken geklappt? Dann gab ich auch einmal ein Postsparbuch mit, was mir nichts nützte und zum Dritten, konnte Dir die kleine Torpedo vermittelt werden? Ich brauche sie nicht und wollte sie los sein. Mit der Schweiz haben wir Verbindung nur ich habe mit dem Schwager Ernst keinen Kontakt; Es muß einmal etwas schief gelaufen sein. Es hängt noch mit Martin zusammen. Da kann nun unsere Schwägerin auch nicht so wie sie sonst sicher möchte. Dennoch haben sie immer einmal an Lotte oder Oma ein Päckchen gesandt und uns manche Freude gemacht. Ich habe erst garnicht gewußt, daß Ernst irgendwie eingeschnappt war. Es hat sich dies erst nach 11 Jahren herausgestellt. Ich kann aber auch nicht, daß ich nun sollte viel Kratzfüssel machen. Es ist eben unter jedem Dach ein Ach. Von Martin haben wir niemals wieder gehört, nach den uns von seiner Frau seinerzeit gewordenen Nachrichten ist er seit dem 12.2.1945 weg. Von seiner Frau wissen wir auch nichts. Die letzte Nachricht kam wohl vor zwei Jahren an Oma K. Mit Luci H. haben wir brieflich und gute Verbindung. Ihr Mann Philipp lebt bei Hannover, weil er als Offizier Verdruß hätte und sie plagt sich mit ihrer Wirtschaft, weiß nicht für wen, Der Sohn ist gefallen. Es gibt schon Elend im Volke.

Für heute genug, ich lasse wieder hören
Herzliche Grüße für Dorette, die Kinder undDich
Euer Alfred.

 

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