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Brief (Transkript)

Bruno W. aus Bochum an Gerhard D. nach Brandenburg/Havel am 09.08.1988

 

Bochum 9/8. 88

Lieber Gerhard!

Der KB-Brief ist längst fällig, ein paar Zeilen will ich noch beifügen, wenn es auch schon spät ist. Ich habe darüber nachgedacht, warum unser Briefverkehr so langsam einschläft. Man kann sicherlich eine Menge Gründe finden, wenn man sucht. z.B. der Garten, die viele Arbeit im Büro, die Urlaubszeit usw. Ich glaube aber, daß zwei Gründe maßgeblich sind, und das ist zum einen die leider nicht zu leugnende Tatsache, daß wir älter werden. Ich fühle mich zwar nicht alt, bin aber manchmal einfach fauler und bequemer, als ich es früher war. Daran müsste man also arbeiten, um diesen Zustand zu verbessern. Der zweite Grund ist, so glaube ich, darin zu sehen, daß die Politik uns nicht mehr so vom Stuhl reißt, wie das früher der Fall war. Wenn ich an unsere Briefe denke zur Zeit der Regierung Brandts, dagegen ist doch alles ruhiger und auch ein wenig gleichgültiger geworden. Damals war ich voller Enthusiasmus, und glaubte, es könnte sich vieles ändern. Doch wenig ist geschehen, und da hat Deine skeptischere Einstellung leider Recht behalten. Was denkst Du denn nun von der neuen Entwicklung, die aus Moskau ausgeht? Wird da vielleicht eine Fortsetzung des damals begonnenen Wegs möglich? Hier schwankt alles stark zwischen Hoffen und Bangen. Es geht ja nicht nur darum, die irren Beträge, die weltweit für Rüstung ausgegeben werden, einer vernünftigeren Verwendung zuzuführen. Es geht ja ganz unmittelbar auch darum, das Vertrauen in der Welt so zu stärken, daß ein Krieg auf Grund eines Komputerfehlers oder –ausfalls nicht mehr möglich ist. Ich fand den Besuch des US-Verteidigungsministers in der UdSSR einfach prima, wie die Russen dem mal ihre geheimen Dinge gezeigt haben, damit die Gegenseite weiß, was man hat. Ich hoffe, der Gegenbesuch läuft ebenso ab, dann werden die Chancen für eine Lösung in Vernunft immer größer.
Ich danke für Eure Karte aus Magdeburg; interessant, daß Ihr jetzt dort so Vergleichendes sehen konntet. Wir haben unsere Urlaubszeit jetzt schon eine ganze Weile hinter uns. Leider geht es Rosemie nicht so sehr gut, das Rheuma plagt sie doch arg. Unsere Kinder sind wohlauf, von Eurem Thorsten bekamen wir eine Karte aus Ungarn.
Ich sage Euch jetzt „bis bald“ und bin mit herzlichen Grüßen
Euer Bruno

 

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