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Brief (Transkript)

Hans S. an seine Cousine am 13.03.1942 (3.2002.1212)

 

O.U. den 13.3.42



Liebe Liesel!

Gestern bekam ich Deinen Brief, der also etwas über 4 Wochen hierher beraucht hat. Ich bin seit dem 15.2. in Russland und fühle mich hier auch sehr wohl. Ich danke Dir und den Deinen recht herzlich für die guten Wünsche zu unserer Verlobung. Ihr werdet inzwischen ja auch die Anzeige bekommen haben. Und wenn es meine Zeit zulässt, was ja augenblicklich der Fall ist, dann bekommst Du auch Nachricht von mir. Das Wetter macht uns augenblicklich einen Strich durch die Fliegerei mit Schneesturm und ähnlichen Sachen, sodass mir viel Zeit bleibt. Und dann denke ich doch sehr gerne an die schöne Zeit bei Euch zurück. Deshalb musst Du es auch nicht übelnehmen, dass ich manchmal etwas länger nichts von mir hören lasse.
Was soll ich Dir nun über Annelie erzählen? Ich kenne meine Braut schon sehr lange. Unsere Mütter waren Schulfreundinnen und wir haben im wahrsten Sinne des Wortes zusammen im Sand gespielt. Ich hatte nun im Oktober ein Begräbnis in Duisburg zu veranstalten, weil einer meiner Feldwebel tödlich abgestürzt war. Da fuhr ich zu meinen jetzigen Schwiegereltern nach Elberfeld rüber auf 3 Tage, und kurze Zeit später in einem Urlaub nach Wiesbaden zu Annelie selbst, die im Geschäft ihres Onkels tätig ist. Und dann habe ich mich Weihnachten kurz entschlossen verlobt. Wenn es mal wieder so trifft, dass ich nach Wiesbaden fahre, werden Annelie und ich Euch bestimmt einen Besuch machen.
Hier in Russland habe ich es wirklich gut getroffen. Wir wohnen in einer ehemaligen russischen Kaserne und haben fliessendes, sehr kaltes Wasser und auch elektrisches Licht. Gar nicht so, wie man es sich im Allgemeinen vorstellt. Meinen ersten Feindflug habe ich am Tag der Luftwaffe auch hinter mich gebracht, und bin gleich gleich in meine Feuertaufe hineingeraten. Mein Beobachter und die Maschine wurden verwundet, ich aber blieb heil, was mich doch etwas zutraulicher auf mein Glück blicken lässt. Wenn es nur immer so gut geht, sehen wir uns nach dem Krieg bestimmt wieder. Wird schon klappen.
Nun noch viele herzliche Grüsse an Deine lieben Eltern und Geschwister von
Hans

 

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