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Brief (Transkript)

Gustav Böker an seine Eltern am 28.1.1942 (3.2002.0966)

 

In Rußland, den 28. Jan. 1942


43)

Ihr Lieben!

Für Euren Brief von Sonntag den 4.1. recht herzlichen Dank. Wir haben jetzt hier den richtigen Winter. So um die 30 – 400 Grad Kälte haben wir jeden Tag. Hier ist jetzt der Höhepunkt des Winters. Ende Februar soll es hier ja besser werden. Das ist dann noch 1 Monat. Na, diese Zeit werden wir auch überstehen und dann wird und muß es ja Frühling werden.
Augenblicklich sind wir mit unseren Geschützen nicht in vorderster Linie. Man kann zu unseren Stellungen sagen 2. Linie. Wir liegen am Rande der Stadt Debalzewo. Des Nachts kommen wir 3 x 1 Stunde mit Postenstehen dran. Das ist noch einigermaßen auszuhalten. Gestern haben wir den ganzen Tag an unserer Stellung gebaut. Hier sind wir nämlich erst vor ein paar Tagen hergekommen.
Am 22. habe ich ein Päckchen abgeschickt. In diesem waren Handschuhe und als Andenken für mich 1 russ. Seidenschal und 2 Abzeichen. Die Handschuhe kann Papa tragen. Heute lege ich diesem Brief die Verleihungsurkunde zum EK II bei. Diese könnt Ihr bei meine Sachen legen, einrahmen oder dergl. Es ist mir egal.
Lieber Papa! Jetzt schreibst Du von kapitulieren, also mich verpflichten auf 12 Jahre, da kann ich Dir nur sagen: Das ist das Letzte, was ich mache. Bevor ich zum Militär kam, hatte ich auch schon einmal an die Zahlmeisterlaufbahn gedacht. Jetzt ist das aber vorbei. Wer Rußland gesehen hat, der hat wirklich die Schnauze voll. Bei der Wehrmacht ist man auch zuviel gebunden. Damit magst Du recht haben, daß dieses Jahr der Krieg noch nicht aus ist. Ich rechne aber mit 1943. Und mit mindestens 3 Jahre Soldat habe ich schon lange gerechnet. Ich verzichte gern auf Uffz. und Feldwebel. Du kannst glauben, ich fühle mich auch so ganz wohl. Eines Tages kommt der Gefr. doch einmal. In dieser Einheit habe ich eben Pech gehabt. Die Gründe kann ich hier nicht schreiben. Das erzähle ich Euch dann mündlich, wenn ich auf Urlaub komme. Wenn Heinz Hotopp beim Kommiß bleiben will, dann kann ich nur sagen: Etliche müssen ja beim Kommiß bleiben. So denk ich über die Sache.
Sonst nichts Neues. Herzliche Grüße
Euer Gustav.

Daß die langen Stiefel auf Leisten geschlagen sind, ist ja ganz prima, denn kann ich sie ja im Urlaub anziehen!!!

 

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