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Brief (Transkript)

Gustav Böker an seine Eltern am 7.8.1941 (3.2002.0966)

 

In Rußland, d. 7. August 1941



Ihr Lieben!

Gerade bin ich vom Divisionsstab IB zurückgekommen. Ich habe von dort für unseren augenblicklichen Zugführer Ltn. Bremer einige Sachen geholt. Seit dem 1. August führt nämlich dieser Ltn. unseren Zug für einige Wochen. Er will sich scheinbar bei uns das E.K. verdienen. Na, laß ihn man. Beim Divisionsstab hat er ja noch nicht viel vom Feind gesehen.
Am 2. August abends sind wir einige km vor in Feuerstellung gefahren und haben unsere 1. Komp. abgelöst. Unser 1. Zug hat einen prima Platz erwischt. Wir liegen in einem Dorfe. Außer Artilleriefeuer werden wir hier nicht gestört. Dann geht es natürlich gleich in die Löcher. Aushalten kann man es hier schon.
Jeden Tag wird natürlich anständig gekocht. Hier gibt es ha auch noch mehr aufzutreiben, als in Lizowka (unser Ruheort), denn soviel Landser laufen hier nicht herum. Im Zugtrupp sind wir 5 Mann, je 3 Hühner wurden an 3 versch. Tagen in den Topf gekriegt. So läßt man es sich dann schon einmal gefallen.
Die Leute sind hier jetzt tüchtig bei der Ernte. Ihr habt es sicherlich jetzt auch eilig. Oft denke ich dann auch an Euch. Es ist hier für die Leute bestimmt nicht einfach. Freut Euch nur, daß bei uns die Sowjet-Horden nicht eingedrungen sind. Ich möchte die Verwüstungen nicht sehen. Wir sind ja auch viel zu gut gegenüber den Bewohnern. Der Deutsche ist nun einmal nicht anders.
Wir liegen direkt am Verteidigungsgürtel von Kiew. Hoffentlich fällt jetzt Kiew bald. Na, wenn wir es erst angreifen, dann muß die Stadt ja fallen. Hoffen wir das Beste. Manchmal greifen die Russen auch an. Dann kommen die fast in Marschordnung, Zugweise. Entweder haben sie Angst oder die glauben, daß ihnen kein Widerstand entgegen tritt. Die Russen können dann natürlich mit dem M.G. prima abgeschossen werden. In der Verteidigung sind die Russen ein nicht zu unterschätzender Gegner.
Sonst geht es mir noch immer prima. Ab und zu wird ja mit Sehnsucht an die Heimat gedacht. Aber das geht ja auch vorüber. Geschimpft wird dann auch mal, aber das ist auch nur ein Vorübergang und muß einmal sein. Es wird schon werden.
Herzliche Grüße
Euer Gustav

 

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