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Brief (Transkript)

Michael Wutz an seine Ehefrau und Tochter am 26.3.1945 (3.2002.0315)

 

Hela 26.III 45.


No 19

Meine Lieben!

Gestern schrieb ich bereits von hier aus. Hoffe, daß Du meine Zeilen bekommst. Wurde wieder untersucht auch habe Aussicht per Schiff abtransportiert zu werden. Haltet mit bitte den Daumen, daß es gelingt. Das liebe Helgalein, das mich doch infolge meiner lg. Abwesenheit noch nicht vergessen haben wird, soll mich bitte in ihr unschuldiges kindliches Gebet einschließen. Ich habe furchtbares mitgemacht. Ein Wunder (sprich Krankheit) hat mich hierher verschlagen. Ein Wunder hat mich überhaupt am Leben gelassen, bzw. mich vor Schlimmen bewahrt. Ein Wunder wird mich enggültig retten. Ich flehe heiß und innig nach einer Rettung nur wegen Euch Beiden. – Wie wäre es hier am Strande so schön. Die Wellen branden unaufhörlich heran. Liebliche Bilder aus unserer Osterreise. Könnte es denn nicht Friede sein! Ich habe so ein großes Verlangen nach Ruhe. Jedoch ich weiß, daß auch Ihr in der Heimat Schweres durchzustehen habt. Ich sollte daher nicht jammern. Die Kriegsereignisse nehmen immer schlimmere Formen an. Sollte der Feind auch in unserem Münchener Bereich kommen, bleibt nach Möglichkeit! – Wie steht es mit uns. Häuschen? Sicherlich wird nichts daraus. Nun denn macht es auch nichts. Wenn wir uns nur wieder vereinigen können. – Was macht Tina? Besucht sie Euch fleißig? Wie wird es Klemensen ergehen? Bitte laß allen von mir, besonders den beiden Müttern hin und wieder eine kleine Nachricht zukommen. Ich fühle mich derzeit außer Stande allen zu schreiben. Ich schreibe nach Möglichkeit und dann nur an Dich. Deshalb wird niemand von mir vergessen. Aber etwas ist in mir innerlich zerbrochen, das mir die gewohnte Vitalität verliehen hat. In Deiner Nähe werde ich aber schnellstens wieder genesen bzw. Spannkraft bekommen.
Seid für heute 1000 x geküßt von
Vati

 

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