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Brief (Transkript)

Michael Wutz an seine Ehefrau und Tochter am 1.3.1945 (3.2002.0315)

 

1. III. 45.


No 14.

Meine liebe, gute Bertl, herzliebes Helgalein,

eben wurde bekannt gegeben, daß unser Hauptm. in die Ostmark fährt und daß er Post mitnimmt. Ich schrieb zwar gestern abend einen Brief, möchte aber die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, Dir auch heute ein Lebenszeichen zu übermitteln. Ich bin mir ja ohnehin nicht sicher, ob alle meine Briefe ihr Ziel erreichen. Gestern ging das Gerücht, als würden die älteren Jahrgänge herausgezogen werden, um den Schutz in der engeren Heimat zu übernehmen. Jedes derartige Gerücht, und wenn es noch so unsinnig ist, hebt für kurze Zeit die Stimmung. Nach kurzem meist zerstiebt aber die schillernde Seifenblase wieder. Graue Eintönigkeit zieht sodann wieder in das Herz ein. Die Grenze zwischen Hoffnung und Niedergeschlagenheit sind bei mir überhaupt flüssig. Das leise Frühlingssehnen, das bereits in der Natur liegt und das ich begierig in meine Seele aufnehme, spendet wohl etwas Trost. Gleichzeitig drängt sich aber der Vergleich auf, wenn ich nun das Frühlingsahnen mit Dir und Helga gemeinsam in unserem Grundstück erleben könnte! Kurz gesagt, mein ganzes Innenleben ist von Sehnsucht, Hoffnung und Liebe zu Euch Zweien und zur Heimat.
Ich schließe meine Betrachtungen mit wehem aber nicht minder zukunftsgläubigem Herzen.
Für immer Dein Mix [?]
Dein Vati

 

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