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Brief (Transkript)

Gerd Balcke an seine Freundin am 15.4.1944 (3.2002.0206)

 

Praschnitz, 15. April 1944



Liebes Fräulein Inge!

Heute erst kann ich Ihnen meinen allerherzlichsten Dank für Ihren lieben Brief sagen, den ich zusammen mit den herrlichen Plätzchen erst kurz vor Ostern erhielt. Die Freude war wirklich groß, und ich weiß garnicht, wie ich mich dafür erkenntlich zeigen kann.
Ich habe recht oft an die W.H.W.- Veranstaltungen und zuletzt auch an die Begegnung in Pasing nach dem Terrorangriff auf München gedacht, doch habe ich nie geglaubt, daß sie dem kleinen Grenadier einmal schreiben würden. Nun bin ich schon eine ganze Zeit Soldat. Nach meiner Rekrutenausbildung in Zegrze, im ehemaligen Polen, (leider nicht Oberbayern) kam ich für kurze Zeit zum Partisaneneinsatz in den Bialystocker Bezirk. Danach ging es zurück nach Augustow zu einem R.O.B.-Lehrgang, der Anfang Februar nach Praschnitz verlegt wurde. So – liebes Fräulein Inge, nun wissen sie auch wo ich mich in der letzten Zeit herumgetrieben habe. Daß es nicht so schön war wie die Zeit am Ammersee, können Sie sich vorstellen. Trotzdem habe ich auch als Soldat manche herrlichen Tage verlebt. Nach diesem Lehrgang, der noch volle drei Monate währt, geht es dann endlich zur Frontbewährung. Nun habe ich noch eine ganz große Bitte. – Ich bitte Sie nämlich um das „Du“! Sie müssen mich recht verstehen, liebes Fräulein Inge. Mir ist das „Sie“ von jeher ein unmögliches und fremdes Wort gewesen, und Sie sind mir weder fremd noch unmöglich!!! Immerhin kennen wir uns seit mehr als einem Jahr, und darum bitte ich Sie darum.
In der Hoffnung, daß Sie meine große Bitte erfüllen, mir nicht böse sind und mir recht bald Antwort geben grüßt Sie und Ihre werten Eltern recht herzlich

Gerd Balcke

 

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