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Brief (Transkript)

Vorgesetzter an Eltern von Joachim Meyer am 25.11.1944 (3.2002.0911)

 

Abschrift

Dienststelle 32910 E

Im Felde, den 25.11.1944



Sehr geehrter Herr Meyer!

Bezugnehmend auf Ihr Schreiben vom 4.10.1944 teile ich Ihnen als Hauptfeldwebel der Kompanie folgendes über Ihren vermißten Sohn Joachim Meyer mit. Leider kann Ihnen der Brief (der gerichtet war an Herrn Leutnant Schlett) Herr Lt. Schlett nicht beantworten, da selbiger nicht mehr bei der Kompanie ist. Wenn in der Erstbenachrichtigung gestanden hat, daß Kameraden die Seite an Seite mit ihm gekämpft haben keine Aussage machen können, so stimmt das schon. Denn die Kameraden die bei ihm waren und mit denen er zusammen gekämpft hat, sind teils gefallen, verwundet oder sie sind vermisst. Tatsächlich sind Kameraden gefragt worden nach dem Verbleib von Ihren Sohn, wo keiner Auskunft drauf geben konnte. Sie müssen wohl bedenken, daß bei einem Kampf, wo es heißt Mann gegen Mann nicht der eine auf den andern aufpassen kann. Da kämpft jeder um sein eigenes Leben und wer davon heraus kommt, hat Glück gehabt. Es ist nicht Ihr Sohn allein der als vermisst gemeldet wurde. Es waren noch mehrere. Sie müssen wohl bedenken das wir im Krieg sind wo es ernst gemeint ist. Es sind dies keine Übungen. Sie könne sich von so einem Kampf überhaupt kein Bild machen, wenn Sie es nicht selbst miterlebt haben. Da liegt man auf Handgrantatenwurf vom Gegner ab. Auf einmal bricht ein Angriff los. Dann heißt es Nerven behalten und aufgepaßt. Jeder an seiner Waffe. Da geben es bangere Minuten. Dem Iwan kommt das nicht auf Menschen drauf an. Bei so einem Unternehmen wirft er fortlaufend Leute im Kampf. Immer wieder von neuem bis ihm das Rennen gelungen ist. So müssen Sie sich das vorstellen. Wir können das nicht, denn soviel Menschen können wir nicht aufbringen. Das es bei so einem Kampf Ausfälle gibt, ist ganz klar. Somit hat es Ihren Sohn das Schicksal getroffen, daß er vermißt ist. Ob Ihr Sohn verwundet wurde ist uns unbekannt. Nach Rückfragen und Nachforschungen in der Komp. will das keiner gesehen haben. Sie müssen wohl bedenken, daß bei Vermißtenmeldung seitens der Kompanie alles angestrebt wird um Klarheit zu schaffen. Dieses wird auch genau beachtet um den Angehörigen genauestens Mitteilung zukommen zu lassen. Näheres kann über Ihren Sohn nicht gemeldet werden, und wird er weiterhin auch als vermißt geführt. Erwähnt sei noch, daß der Kampf gegen Sowjets geführt wurde.

In der Hoffnung, daß Ihnen meine Zeilen eine Aufklärung gegeben haben und Sie eines Tages doch noch ein Lebenszeichen von Ihrem Sohn zu hören bekommen grüße ich Sie

Ihr

Dittmann
Hauptfeldwebel

 

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