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Brief (Transkript)

Fritz Pabst an Hildegard Pabst am 4.11.1941 (3.2002.0306)

 

4.11.41



Meine Lieben!

Gestern bekam ich wieder drei Briefe vom 30.8.! 10. u. 16.10. wofür ich Dir mein liebes Mottchen herzlich danke. Der vom 30.8. war amtlich geöffnet, fast die ganzen Briefe welche mit ihm unterwegs waren, trugen diesen Vermerk. Es stand ja nun nichts von Bedeutung drin für mich wohl, aber nicht für andere. –
Darin erzählst Du noch von der Ernte und Einfahren, also er ist überholt. Auch Rosinen und dgl. kann ich nicht besorgen, denn Ihr wißt, daß es hier nichts gibt.
Nun weiß ich auch Bescheid über den Anzug für Karlheinz, denn Dein lieber Brief von 9. bzw. 10. hat mich aufgeklärt. Das hat Dir doch gefallen mit der Beihilfe, wahrscheinlich ist sie schon zu Weinachten gedacht. Karlheinz kann wohl meine Sachen bald anziehen? Na vorläufig brauche ich sie ja nicht und wenn es wirklich mal soweit ist, dann kann man sich ja etwas anderes kaufen. Heute habe ich zwei Päckchen mit Gummi abgeschickt, vielleicht kannst Du es gebrauchen für Schuhsohlen, aber wenn Du es zum Schumacher gibst, dann schneide vorher die Sohlen zurecht, damit man Euch nicht über die Ohren haut. –
Auch Deine beiden Päckchen mit dem Gebäck habe ich gestern mit bekommen, dafür auch meinen herzlichen Dank. Gestern erst ist der Stietzel alle geworden, ich habe sehr Hausgehalten damit auch die Plätzchen müßen für zweimal reichen, verschwenderisch kann man hier nicht sein. –
Briefpapier habe ich mindestens noch hundert Bogen also für dieses Jahr genug. Inzwischen wird ja wohl irgendeine Änderung eingetreten sein. Morgen kommen wir wahrscheinlich nach Poltawa, das liegt ungefähr 400 km. ostwärts von hier, wir fahren mit der Bahn. Da werden wohl acht Tage vergehen ehe wir ans Ziel kommen. –
Hier ist in den letzten Tagen wieder allerhand loß gewesen, verschiedene große Gebäude sind ausgebrannt und manches von den schönen großen Gebäuden wird noch zerstört werden. Es ist alles Sabotage und die Folge davon Erschießungen vieler hundert Zivilisten. – Onkel Karl könnt Ihr sagen, daß inmitten der Stadt ein großes Trümmerfeld von etwa einem Quadratkilometer ist, das war am 23. Sept. als es zu brennen anfing, ich war gerade hier angekommen, da gab es verschiedene Explosionen und dann hat es 4 Tage lang gebrannt. Fast alle großen Gebäude sind von den Bolschewisten mit Sprengstoff geladen und werden durch Zeitzündung zur entzündung gebracht. Also das ist der Bolschewismus, Vernichtung und Zerstörungen und nicht zuletzt Mord. –
Das Wetter ist augenblicklich wechselnd wie es eben im Herbst ist, trübe, Regen und dann wieder Wind der gleich wieder trocknet. Hoffentlich ist es bei Euch besser damit die letzten Feldarbeiten noch ausgeführt werden können. –
Nun mein Lieb habe ich noch eine Bitte, ich brauche wieder Filme, die vollen bringe ich mit, wenn ich mal auf Urlaub komme. In der Hoffnung daß dies bald soweit ist und wir uns dann gesund wiedersehen, grüße u. küße ich Euch vielmals herzlich.

Grüß bitte alle Verwandten von mir. Dich aber mein Mottchen nehme ich in meine Arme und küsse Dich inniglich.
Gute Nacht u. Träume süß.
Dein Fritz

 

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