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Brief (Transkript)

Fritz Pabst an Hildegard Pabst am 17.9.1941 (3.2002.0306)

 

17.Sept.1941



Meine Lieben!

Ich hoffe, daß Ihr die beiden kurzen Briefe, welche ich auf der Fahrt an Euch geschrieben hab, erhalten habt. Daß wir jetzt im Osten sind, teilte ich Euch ja schon mit. Nun liegen wir vorläufig in einer Kaserne westlich von Kiew, und warten auf das was kommen soll. –
Ja, das war eine Fahrt, am 30.8. sind wir in Salon. ab, über Belgrad, Pudapest nach Zolnok (südöstl. von Pudap.) Dort mußten wir in einem Lager für solche Fälle […] eingerichtet, wegen Hochwasserschäden an Bahndämmen zwei Tage warten. Dann sind wir nach Jassi an der rum.-rus. Grenze. Dort bekamen wir nach einigen Tagen Aufenthalt den Marschbefehl nach „Schitomir“ wo wir nun endlich sind. Natürlich mußten wir wieder zurück über Zolnok, Krakau, Lemberg, Przemzyl (spr. Schimisel) und dann durch die fruchtbare Ukraine. Auf dieser Fahrt habe ich den Balkan noch mal von allen Seiten gesehen, ich glaube nicht, daß ich nochmal in meinem Leben dorthin komme, habe auch kein Verlangen danach. Ein Paradies oder Deutschland ist ja hier auch nicht. Es soll ein Paradies der Sowjet sein, aber was ich bis jetzt gesehen habe, hat auf mich den allerschlechtesten Eindruck gemacht. – In der Ukraine steht noch eine Menge Frucht und Kartoffel im Felde, aber die Gefangenen Ukrainer werden jetzt entlaßen und müßen die Ernte bergen. Man hat jetzt einen ukrainischen Selbstschutz gebildet und diese räumen unter den Juden und Komißaren so auf, daß man bald keine dieser Bestien, denn etwas anderes sind sie nicht, das kann ich in dieser kurzen Zeit die ich hier bin schon bestädigen, mehr sieht. Seitdem wir von Salon. weg sind habe ich keine Post mehr bekommen und es wird wohl noch geraume Zeit dauern ehe wir wieder etwas von daheim hören. Das ist immer eine schwere Zeit, wenn man keine Nachricht von seinen Lieben hat. Aber ich hoffe ja, das alles noch beim Alten ist und Ihr meine Lieben gesund seit und das hilft einem über den Berg. – Ich selbst fühle mich bedeutent wohler als in Griechenland, jetzt hat man wieder Hunger und an Essen fehlt es ja hier nicht. Fleisch gibt es ja genug. Eine Kuh oder Rind kostet 10 R.M. man sollte es kaum für möglich halten, aber es ist so. – Das Wetter ist nicht besonders, trüber Himmel windig und ab und zu Regen. Hoffentlich ist es bei Euch besser damit Ihr auf dem Felde arbeiten könnt. Die Schule ist wohl nun auch wieder an und unser Gundelchen wieder daheim. Nun mein liebes Mottchen müßen wir noch warten, ehe wir uns wiedersehen, vorläufig können wir nicht damit rechnen, wahrscheinlich Weihnachten erst. Das ist noch eine lange Zeit, aber ich nehme an, daß Du nicht mißmutig wirst und den Weg so vieler Frauen einschlägst, Urlauber erzählen böse Dinge. – Aber bei uns kommt sowas ja nicht in Frage und unsere Treue besteht auf Gegenseitigkeit. –
Nun wünsche ich Euch alles Gute und Grüße u. Küsse Euch alle vielm. herzlich
Auf Wiedersehen!
Dein Fritz

 

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