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Brief (Transkript)

Friedrich Rolf Nietzschmann an seine Verwandte Renate am 09.12.1943 (3.2002.1339)

 

E.O. den 9. Dez. 1943.



Meine liebe Renate!

Hab’ recht herzlichen Dank für Deinen lieben Brief vom 21. vor. Mts. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Entschuldige aber bitte, daß ich nicht eher geschrieben habe, aber der Brief ist hier erst am 5. eingetrudelt und außerdem ist meine Zeit in der letzten Zeit sehr gering. Jetzt ist meine Zeit mit Dienst sehr stark ausgefüllt. Nun, was sagst Du zu Berlin? Dort haben sie aber ganz wüst genaust. Mutti wird Dir es ganz gewiß schon geschrieben haben, wie es dort aussieht. Daß Schlimmste bei uns ist hier, wir wissen genau wo sie sind. So haben wir damals den ersten Angriff auf Berlin genau verfolgen können. Sogar die Zeit des ersten Bombenabwurfes haben wir bekommen. Von unsere fünf Berlinern in der Einheit sind allein drei auf Bombenurlaub.
So liebe Renate Deinem letzten Brief. Was sich nun Mutti über diese Sache gedacht hat, weiß ich nicht. Das, was ich Dir schrieb waren meine Gedanken, die ich mir über Deinen letzten Brief, den Ich im Urlaub sah, dachte. So meinte ich es ja nun nicht, aber ich schrieb Dir ja im Schlußsatz, wie die Männer sind. - Ich habe mir seit einiger Zeit auch ein Mädel zum Briefverkehr ausgesucht. Wir tauschen nun unsere Gedanken immer aus. Sie ist aus dem Sauerland, aus dem Städtchen Kalwe. Ich habe aber ein sehr großes Glück gehabt. Sie ist kein oberflächliches Mädel sondern ein tiefsinniges. Ich schicke Dir mal einen Brief mit. Schick ihn mir aber bitte umgehend wieder zurück. Mutti weiß auch davon und sagte, ich solle ruhig weiter schreiben. Wie ich aber die Adresse bekommen habe, bringt einen tatsächlich zum lachen. Ein Kamerad schrieb sich mit ihrer Freundin. Ich habe nur durch Zufall einmal ihre Unterschrift gesehen und auch ein Bild, so habe ich dann eben geschrieben. Ich wußte aber nur ihren Vornamen, noch nicht einmal den Wohnort. Ich habe da einfach den Brief dem Kameraden gegeben. Er möchte ihn doch mit in seinen Brief stecken und sie bitten, ihn ihr zu geben. Ich bekam auch postwendend Nachricht mit Adresse von ihr, und so haben wir uns dann öfter geschrieben.
Nun muß ich Dir eine Änderung in meiner Anschrift mitteilen. Also zunächst bin ich nicht mehr Soldat, sondern Gefreiter und die Feldpostnummer L 51335 und Lg. Pa. Paris, also auch Dein Postamt.
Nun liebe Renate sei recht herzlich gegrüßt von Deinem
Fritz.

 

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