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Brief (Transkript)

Paul Wortmann an seine Eltern und Geschwister am 24.12.1942 (3.2002.0935)

 

Heiligabend, 1942 in Russland



Meine lieben Eltern, liebe Geschwister!

Noch ganz im Zauber dieses meines ersten Front – Weihnachtsfestes haben wir als Abschluss unsere kleinen, aber doch so ergreifenden Feier uns hingesetzt für ein paar Minuten, um Euch daheim ein paar Zeilen zu schreiben.
Zu dritt haben wir gefeiert, wenn wir auch keine Tanne hatten, so aber ein schönes besinnliches und doch fröhliches Weihnachten gefeiert. Unsere Teller waren voll, voller als unser Magen jetzt, der mit vielen Süßigkeiten, Keksen, Knäckebrot, vermengt mit einem steifen Grog nebst Bohnenkaffee überfüllt ist.
Ein paar nette Überraschungen erlebten wir, über die ich im nächsten Brief berichten werde.
Ein Erlebnis besonderer Art war auch die Weihnachts – Ringsendung, die Ihr sicher auch gehört habt. Ein Soldat, nicht weit von uns, sprach darin und ich bin gewiss, dass in diesem Augenblick unsere Gedanken nahe beieinander waren.
Ich hoffe, dass Ihr das Fest alle beieinander in alter Fröhlichkeit und guter Gesundheit verbracht habt.
Hoffnungsfroh wie immer habt Ihr inzwischen das Neue Jahr angetreten, das möglichst früh den Wunsch des Wiedersehens erfüllen soll.
Aus bestimmten Gründen war ich in diesen Tagen ohne die ersehnte Weihnachtspost, kleinen und größeren Formats, Um so größer ist die Vorfreude und das Erwarten. Hoffentlich kommt sie bald und dann wird nochmal Weihnachten gefeiert, Weihnachten in Raten, auch nicht schlecht!
Die größte Sorge war mir aber die Tatsache, dass Ihr ausgerechnet in dieser Zeit so wenig Post von mir bekommen musstet.
Ich grüße Euch alle, Vater, Mutter, Rosel und Eberhard und weiß Euch in diesen Stunden nahe bei mir, nichtachtend der Tausenden von Kilometern räumlicher Trennung.
Lebt wohl und Auf Wiedersehen!

Paul

 

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