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Brief (Transkript)

Paul Wortmann an seine Eltern am 12.06.1942 (3.2002.0935)

 

Russland, 12-6.42



Ihr Lieben!

Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie schwer einem das Schreiben fällt, wenn man keine Post bekommt! Hoffentlich seid Ihr alle gesund und munter wie ich.
Wir haben nun wieder mehr Arbeit und weniger Ruhe, aber auch weniger Sonne und mehr Regen.
Seit einiger Zeit trage ich meine schwarze Uniform berechtigt und fahre etwas geschützter durchs Gelände. Mit unserem Panzerbefehlswagen mit dem Kommandeur sehen wir vom Krieg sehr viel und es ist interessant.
Den größten Teil meiner Lehrzeit hier draußen habe ich bald hinter mir und habe gelernt, Einschlag und Abschuss, Ari von Bomben zu unterscheiden und weiß vor allem, wann man die Nase in den Dreck stecken muss.
Trotz allem gefällt mir das freie, lustige Soldatenleben hier draußen ganz prima. Besonders schön ist es, kein fünftes Rad am Wagen zu sein, sondern eine verantwortliche und vor allem interessante Tätigkeit zu haben, wo man zeigen kann, was man leisten kann. Hier lernt man, dass es wichtiger ist, sauber, statt satt zu sein.
Hundertmal so lang würde der Brief, wenn man schreiben dürfte, was man hier alles sieht und erlebt. Doch das wird auf den Urlaub verschoben.
Bitte schickt mir ab und zu etwas zum Lesen, Zeitungen oder Illustrierte. Sie haben keinen geistigen oder materiellen Wert. Sonstige Sendungen, (auf keinen Fall Essbares!) nur bis 100 g. Wenn Ihr noch Sacharin bekommt, schickt mir ein paar Päckchen, ferner könnte ich Zwirn, schwarzen, einen Wasch – und Putzlappen, ferner einen kleinen einfachen Lappen oder Schal gebrauchen, den man als Schutz vor Staub um den Hals tragen kann, Farbe egal.
Flugzeuge und Panzer habe ich noch nicht abgeschossen und das Ritterkreuz habe ich auch noch nicht.
Auf Wiedersehen Euer Paul
Vor allem: Macht Euch keine Sorgen!

 

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