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Brief (Transkript)

Hugo Zwanger an seine Frau am 21.06.1944 (3.2013.22)

 

Am 21.06.1944



Meine liebste gute Gretel!

Sonnwend-Tag ist Heute. Denke an die schönen Feiern zurück die wir gemeinsam miteinander erlebt haben. Manches eindrucksvolles Erlebnis verbindet und mit diesem Tag. Liebe Gretel wann wird wohl die Zeit gekommen sein, dass wir wieder am Feuer stehen können , mit den Gedanken bei den Kameraden die nicht mehr unter uns weilen. Meine gute Gretel, denkst heut Abend auch an die Zeiten zurück. Weisst es noch wie wir auf dem Boden beim Sonnwendspiel waren. Aber nun ist Krieg hier merkt man wenig von der Sonnwende. Man muss es im innern selbst spüren, dass es ein besonderer Tag ist. Wurde heute durch viel liebe Post von dir erfreut. 5 Briefe und die ersten Zeitungen die von der Invasion berichten. Danke Dir für alles sehr herzlich meine Liebe. Kann es mir denken dass du sehr auf Post wartest. Die erste Zeit ging überhaupt kein Brief weg, nun ist es besser, aber es dauert meistens 3-4 Tage bis ein Wagen fährt. Wir sind auch viel unterwegs, komme dadurch nicht zum schreiben. Liebe Gretel musst es entschuldigen, schreib dann später wieder mehr. Nun sind die Kinder also fort, es freut mich dass es auf dem Bahnhof gut gegangen ist. Das wäre schön, kämen sie gut erholt zurück. Nehme an dass sie im Erholungsheim schon mit den Kindern umgehen können. Die Schwestern oder „Tanten“ die dort sind, werden schon wissen wie sie es anfangen müssen wenn die Kinder diese oder jene Schmerzen haben. Und du bist nun mit Helmut bei den Grosseltern. Da wirst du froh sein, dass du immer wieder unterschlüpfen kannst. Liebe Gretel freue mich unendlich wenn ich wieder einmal bei Euch sein kann. Wieder einmal Dich und die Kinder sehe. Diejenigen die nie so draußen im Einsatz wissen nicht, was die Familie bedeutet und die Heimat bedeuten. Nun wir wollen alles wagen und hoffen dass uns eine glückliche Heimkehr beschieden ist.
Heute ist es auch ruhiger, weil der Himmel bedeckt ist. Eine Wohlfahrt wenn man keine Flugzeuge sieht und hört. Wir sind nun wieder auf einem kleinen Bauerngehöft. Die meisten Häuser stehen noch. Die Bewohner sind vielfach weg. Auf dem Hof laufen eine Menge Hühner, Gänse und Enten rum, auch viele Hasen haben wir. Das grössere Vieh wird geschlachtet, die Kühe haben die Franzosen nachts geholt. Schlafe mit einem Kameraden auf einem kleinem Heuboden. Nachts springe die Mäuse oder Ratten umher. Die Geschosse der Artillerie heulen über die Bude hinweg, schlagen im Hinterland ein. Meistens bin ich so müde, dass ich es nicht mehr höre.
Holte gestern Abend ein Kochgeschirr voll Milch, frisch von der Kuh, war ganz fett. Die Bauern haben hier Butterballen auf dem Tisch stehen wie ein Kinderkopf. Kann bald keine mehr sehen. Es gibt eben immer viel Butter und Schmalz zum Essen. Rahm kann man auch überall haben, das ist mir zu fett. Das wäre was für dich. Im Keller sind einige Fässer Most (Cidre), der schmeckt prima, so einen haben wir daheim nicht. Trinke öfters ein Bechle voll.

Meine liebste Gretel nun lass es dir gut gehen, will Dir so bald als möglich wieder schreiben. Sei mit den Grosseltern mit Helmut recht herzlich gegrüsst
Von
Deinem Hugo

 

 



Ansicht des Briefes

 

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