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Brief (Transkript)

Helmut Nick am 12.12.1939 (3.2002.0274)

 

(12.12.1939)



I. Liebes Mädel!

Jetzt, wo ich Dir schreibe, ist es mitten in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Sitzen hier irgendwo auf Gottes Erdboden und haben Nachtübung. Augenblicklich ist ne kleine Pause, also, Zeit an Euch zu denken. Du und Peterchen werden jetzt hoffentlich schon schlummern, ich täts auch lieber, am liebsten zu Hause.
Mit dem Urlaub ist noch nicht klar, haben bisher nicht wieder drüber gehört. Hoff' aber noch immer, daß es was wird. Wär fein, wenns zu Weihnachten was würde.
Mit den Geschenken zu Weihnachten machs bitte so, daß Du für alle was einkaufst. Schenk was Schönes, das Sonstige überlaß ich Dir. Von mir kriegst Du was Nettes. Es wird ja Zeit, daß man allmählich daran denkt.
Jetzt denk ich erst dran: Du wirst ja jetzt schon in Münster sein und tüchtig geschafft haben. Dann wirst Du armes Stropp ganz allein in der neuen Wohnung sein und nebenbei noch ordentlich müde gearbeitet. Hoffentlich hat der Umzug geklappt. Hätte Dir gerne geholfen. Wünsch mir, daß ich bald mal mit Dir und Peterchen in der neuen Wohnung zusammen bin.
Politisch wirds für den Engländer ja immer mieser. Der große Kladderadatsch wird wohl nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. An einen übermäßig langen Krieg glaub ich nicht mehr. Hoffentlich bestätigt sich meine Hoffnung.
Augenblick, kommt grad nen Anruf. So, entschuldige, kann die Seite noch vollschreiben.
Heute hätten wir mit 8 Mann Sonderurlaub zur nächsten größeren Stadt für morgen aufgrund guter Leistungen beantragen können; Gebrauch hat keiner davon gemacht. Haben keine Lust, sind auch zum Teil zu müde. Wir werden wohl noch einige Wochen hier bleiben, wenn nichts Besonderes eintritt. Heldentaten können wir also noch nicht fertig bringen.
So, daß ist von mir alles. Hoffentlich kann ich bald mündlich mehr erzählen (soweit die Münder nicht zu anderem gebraucht werden)
Auf einen Brief von Dir rechne ich auch bald wieder, ich bin immer briefehungrig, auch selbst wo ich so viel lb. Briefe in der letzten Zeit von Dir erhalten habe. Also, für heute die herzl. Grüße an Peterchen Eltern, Luise usw.
Helmut

II. Liebe Ilse!

Wollte den Brief I eigentlich schon abgeschickt haben, bin aber noch nicht dazugekommen. Nach der Nachtübung haben wir jetzt wieder eine 11 stündige Tagesübung. Hab wieder einen Augenblick zum schreiben. Deinen Brief vom 5.11. hab ich inzwischen auch erhalten und mich herzl. Darüber gefreut. Meine Annahme stimmt also, daß du bereits in Münster zum einrichten der Wohnung bist. Na, da wirst Du am [?] kl. Kerl allerhand Arbeit gehabt haben. Dazwischen wirst Du ja wohl so ziemlich fertig geworden sein hoffentlich. Würde mich freuen die eingerichtete Wohnung bald bewundern zu können.
Wegen meines evtl. Urlaubs hab ich noch nichts gehört. Hoffe aber, daß ich die Urlaubseinteilung bald zu sehen bekomme.
Peterchen scheint ja immer mehr zu plaudern. Möchte doch den kl [?] kleinen Kerl mal wieder gerne sehen, die Mutter nichts weniger gerne.
Von mir kann ich Dir keine neuen Schandtaten berichten.
Wegen meines körperlichen Befindens mach dir keine Sorgen, bis jetzt hats gut geklappt und ich hab keine besonderen Beschwerden. Glaub auch, daß ich meinen Posten ganz gut ausfülle. Nach Ansicht einiger Vorgesetzter soll mein einziger körperlicher Fehler Dickfälligkeit sein, das ich meines Erachtens aber nicht der schlimmste Fehler den jemand besitzt.
Na, jetzt ist Schluß. Hoffentlich geht’s Dir gut und hast Nu [?] alles hinsichtlich Umzug hinter Dir.
Denk an die Mütze für mich.

Herzl. Grüße und Küsse lb.Madel
Und herzl. Grüße an Peterchen Eltern u. Luise
Helmut

 

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