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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Schwester am 14.07.1942 (3.2002.7163)

 

Rußland, 14.7.1942



Liebes Fannerl!

Habe heute den 5. Brief nach Osten erhalten, der 4. fehlt noch. Heute schreibe ich Dir einen Brief wieder, es nun der dritte, den ich an Dich schreibe, aber von Dich hat mich noch keiner erreicht, vielleicht morgen. Freute mich sehr, daß Dich mein Brief erreicht hat, auch Deine lb. Zeilen mit Neuigkeiten, brauche ich dringend notwenig. Nun, Fanny, will ich Dir mein Leben ein wenig schildern. In Poldino bin ich nun nicht mehr, sind am Freitag früh weg marschiert nach Dorogobusch (Stadt) sind 25 km in den staubigen Straßen, weißt wie man da ankommt, kaum mehr zu kennen, vor lauter Staub. dann mußten wir uns erst ein Quartier suchen, dann konnten wir erst unsere müden Glieder auf den blanken Fußboden ausstrecken. Dorogobusch war eine Stadt mit zirka 30.000 Einwohnern, nun ein Muster Trümmerhaufen, es sind 5 Kirchen vorhanden, aber alle schon vorher von den Russen ruiniert, es sind Maschinen drinnen, also es waren Werkstätten, nur an den Bauten und einigen Gemälden sind sie noch zu erkennen, es ist nicht zu schildern wie Bolschewiken die heiligen Bilder verunstalteten. Nur wieder Not und Elend, dankt nur unseren Herrgott, daß nicht über unsere Heimat der Krieg hinweg brauste. Am Samstag, den nächsten Tag mußten wir morgens 4 Uhr wieder mit den Fuhrwerk nach Poldino und zurück, an Dienst wird uns hier nichts geschenkt. Auch heute ist es schon wieder abends und habe nur 2 Stunden geschlafen und morgens geht es wieder auf zu Fuß nach den Bahnhof Dorogbusch sind wieder hin und zurück 45 km, müssen Gefangene hinbringen.
Denk Dir nur Fanny, Gefangene haben wir auch schon gemacht, aber nicht nach hartnäckigen Widerstand, sondern die kamen alleine mit erhobenen Händen heraus und den russischen General versagte seine automatische Pistole, aber ich war nicht ganz vorne an der Spitze. Denn ich will nicht gleich das Ritterkreuz, obwohl Du es gerne sehen würdest, da mußt lange warten, bis ich eine Auszeichnung bekomme. Du wirst doch von den Partisanen schon gehört haben, wenn nicht dann frage einen, der in Rußland war. Du schreibst mir ich soll mich vor jeden Russen in Obacht nehmen. wir würden gegen die Partisanen machtlos, obwohl uns eine ganze Division mit sämtlichen Einheiten ist. Wir müssen ein eingekesseltes Gebiet säubern, der russische Selbstschutz macht die meisten Gefangenen, wir gehen ja in die Wälder nicht hinein, also kämpft Russe gegen Russe, sonst würden wir dieses Land nicht besiegen können, Du wirst da nicht begreifen können, aber es ist. so. Es ist ja besser für uns, wenn wir beim größten Teil der Bevölkerung Vertrauen finden und uns in jeder Weise unterstützen. Du sollst nur den russischen Selbstschutz sehen, die sind alle in Zivil und von uns schwer bewaffnet. Sonst ist in Dorogobusch ein großen Leben und Treiben gegen Poldin. So kann ich Dir im Brief nicht alles genau schildern.
Schreibe Dir im Freien und die Mücken lassen mir keine Ruh, aber ein kleines Opfer will ja auch für Dich bringen, beim Briefschreiben.
Hörmann Berta ist auch nach Würzburg, kommt etwa der Hermann auch nach den Osten. Auch Anton schreib von lauter Hunger, ja Fanny da muß man eben nicht viel essen, denn bei uns ist die Verpflegung ist ja auch nicht mehr so gut. Die Hauptsache, wenn man nicht verhungern braucht. Baumann Toni soll auch einmal Rußland sehen, denn d wird niemand befördert. Nun lernst Du auch noch die ganze Männerarbeit, schau Fanny was Du einmal für eine tüchtige Hausfrau wirst, es ist selten ein Schaden, wo nicht auch ein Nutzen dabei ist, glaubst nicht auch.
Wann Dein Onkel kommt, sage ihm recht viele Grüße von mir, daß es den armen Landsern nicht allzu geht in Osten.
Ich weiß schon Fanny, daß auch du für mich betest, da habe ich schon einen Schutzengel, wenn alles zusammenhilft, die ganze Verwandtschaft.
Nun Fanny muß ich schließen, weil da Papier zu Ende geht und Nacht wird es auch schon, die Schnaken lassen mir keine Ruhe mehr.
Sonst bin ich immer gesund, laß auch wieder (wieder) was hören und sei recht herzlich gegrüßt
Otto
Papier hab ich schon noch.

Liebe Cilly! Heute habe ich der Fanny einen langen Brief geschrieben, es ist ja gleich lesen tut Ihr ihn ja doch alle beide.
Recht viele Grüße
Dein Otto
Den nächsten Brief wieder an Dich.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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