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Brief (Transkript)

Otto Madl an seine Ehefrau und seine Schwester am 01.05.1942 (3.2002.7163)

 

Nürnberg, 1.5.1942



Meine lb. Cilly!

Bin immer noch in Nürnberg, aber auf Transport brauche ich nicht mehr. in den nächsten Tagen werde ich bestimmt wieder nach Langwasser wandern. Einerseits bin ich wieder froh auch, weil man nicht weißt, wo man hingehört. Wir sind hier in den Humboldtsälen untergebracht, ist ein großer Theatersaal es sind ungefähr 150 Mann drinnen. Dieses Durcheinander, kannst Dir vorstellen, wie schön es da ist. Wann ich wieder zurückkomme, werde ich Dir gleich schreiben. So kannst mir ja kein Paket nicht senden, sonst kommt das Paket und ich bin wieder fort.
Gestern war ich bei einen Flaksoldaten, der kam von Rostock, wo die Flieger waren, er sagte, dort steht in der ganzen Stadt kein Haus mehr. Vier Nächte hintereinander kamen 50 feindliche Bomber und legten die ganze Stadt in Trümmer. Ich konnte es gar nicht glauben, aber er sagte, er war selber droben. In Dessau wurde mir gesagt, von mehreren, da gab es 30. 000 Obdachlose. Da scheint mit, geht der Krieg erst noch los, bis die Städte Europas ein Trümmerhaufen sind. In den meisten Städten, wo ich hinkam, werden so viele Luftschutzkeller gebaut, aus lauter Eisen und Beton. Ich glaube bestimmt, daß ich nicht schwarz sehe, daß wir noch viele Wunder erleben werden.
Du hast mir geschrieben, daß nun gleich Rechnungen mit 500 M. hast, dann hast Du ja einen Großbetrieb. da hast sich ja das Geschäft vergrößert, seit ich nicht mehr zu Hause bin. Die Hauptsache, wann Du noch Ware bekommst. Weißt, Cilly, da freut mich sehr, wann ich höre, daß es vorwärts geht, dann kann uns niemand was Schlechtes nachreden. Auch ich lerne hier das Sparen, um mich brauchst nicht in Sorge sein, daß ich ein Luftikus bin. Mögen andere Kameraden tun, was sie wollen, aber ich weißt, was ich zu tun und zu lassen habe. Oft, Cilly, wundere ich mich selber über mich, daß ich do so solid leben kann oder Cilly wird Dein Gebet erhört.
Nun meine Cilly hab ich Dir wieder genügend geschrieben, mache Dir nur keine große Hoffnungen mit den Urlaub, wer weißt, wie lange es noch dauern kann. So satt habe ich oft von den Barrasleben, wenn mir ein Wunsch ausginge, dann müßte die ganze Welt in Trümmer gehen, damit einmal ein Ende wäre. So muß man sein Leben verbringen, diejenigen, die tot sind, muß man beneiden, weil sie wenigstens nicht mehr wissen von diesen Krampf.

Liebes Fannerl!

Für Dich habe ich heute nicht mehr viel zeit, aber einige Zeilen muß ich doch schreiben. Denn Du mußt ja auch für mich viel laufen.
Du hast doch einst für den weibl. Arbeitsdienst so geschwärmt. Ich fuhr mit einen Mädchen von Leipzig nach Reichenbach, die hat mir den Arbeitsdienst geschildert. Niemals sagte sie geht sie mehr von ihrer Heimat fort. Mußt mich erinnern, wann ich einmal daheim bin, da werde ich es Dir erzählen.
Nun sei recht vielmals gegrüßt
Otto

!!Auf Wiedersehn!!

 

 



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