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Brief (Transkript)

Klaus K. an seine Eltern am 14. - 26.6.1941 (3.2002.0817)

 

In Polen. d. 14.6.41.



Liebe Eltern.

Nun hat sich unser aller Wunsch erfüllt. Das Warten hat ein Ende. Seit zwei Tagen rollt unser Regiment wieder, über die staubigen Straßen Polens. Wir dachten ja alle, wir würden weiter runter nach dem Süden kommen. Aber das ist nun eben mal nicht zu ändern.
Die letzten Tage haben wir in Krakau noch ordentlich gelebt. Man muß hier von der Hand in den Mund leben dann fährt man am besten. Denn man weis ja immer nicht was morgen los ist! Wir haben in Krakau soviel gegessen bis wir nicht mehr konnten, oder kein Geld mehr hatten. Das ist im moment die beste Regel. Hir ist wie im Rheinland das selbe Bild. Kurz befohr wir in Frankreich einrückten. Truppen und nochmals Truppen. Der Russe wird sich ja gewaltig umsehen! Wir liegen jetzt in einem kleinen polnischen Dorf, bleiben über Sonntag, dann wird es ja auch so weit sein.
Landschaftlich ist es hir bestimmt auch schön. Jedes Land hat eben sein anderes Gepräge. Wir hätten ja alle lieber den Irak oder Afrika gesehen. Aber was nicht ist kann ja noch werden.
Hauptsache in Russland gibt ordentlich was zu essen. Das müsste ja man annehmen, denn das sind ja hir meist alles Bauer. Größere Städte fehlen ganz. Krakau wird wohl die letzte Kultur gewesen sein, stellen wir uns eben auf Tarzahn um. Ist eben mal was anderes. Sonst geht es mir ausgezeichnet. Es ist ja schon dunkel und ich werde aufhören. Brief beendet, in einem klein. pol. Dorf irgendwo in Polen, dicht vor der Grenze.

15.6.41.

Den Sonntag haben wir auch gut überstanden. Wir haben feste Zigarren gegen Eier, Milch eingetauscht. Gestern abend habe ich noch einen halben Liter Sahne getrunken.

16.6.41

Seit Heute morgen rollen wir gegen die Grenze zu. Wir stehen gerade in einem Dorf, die Straße ist verstopft. Heute ist auch wie gestern herrliches Wetter . . . .
Jetzt ist schon abend es wird langsam dunkel wir liegen jetzt unmittelbar an der Grenze. Eben sind wir fertig mit Deckungsgräben zu bauen. Werde heute noch ein bischen Radio hören ist heute Tanzabend.

17.6.41

Als wir morgens aufwachten regnet es ales aufgeweicht man kann nirgends laufen. Wir haben in einer Scheune geschlafen. Sitze jetzt in der Scheune und schreibe habe nachher noch was zu waschen . . . .
Wir sind gerade mit dem Mittagessen fertig. Da kommt der Befehl. Wir gehen dicht neben der Grenze in Stellung. Wir bleiben mit unseren Funkwagen in der Protzenstellung in einem Wald. Haben noch bis 9.00 zu arbeiten. Habe die Nacht noch Wache.

18.6.41

Heute wieder schönes Wetter. Bau vormittag eine Fernsprechleitung von der Feuerstellung zur Protzenstellung. Nachmittag wieder Splittergräben bauen und tarnen. Gehen gegen 9.00 neben der Feuerstellung an einem Wald in Stellung. Alles ist gespannt wenn der erste Schus fällt. Die Nacht verläuft ruhig . . . .

19.6.41.

Als wir morgens aufwachten herrlichster Sonnenschein. Den Tag über auch herrliches Wetter. Wir liegen in einem Birkenwäldchen. Bauen wieder Deckungsgräben. Wir schlafen jetzt in Zelten. Der Tag vergeht unter der üblichen Arbeit. Sitzen jetzt im Funkwagen und hören Radio . . . .

20.6.41

Dieser Tag vergeht auch unter der üblichen Arbeit.

21.6.41.

Wieder ein herrlicher Tag. In der Luft liegt aber schon etwas unbestimmtes. Wenn unsere Gefühle sich nicht täuschen, geht es morgen los. Wir sind den Panzern unterstellt. Bekommen ein besonderes Zeichen an unser Auto, womit wir jegliches Vorfahrtsrecht haben. Nach den Vorbereitungen wird das Regiment General Göring allerhand zu sehen bekommen . . . .
Es ist jetzt 8.00 abends überall fieberhafte Vorbereitungen. Von nah und fern hallen die dreimaligen Hurras herrüber.

22.6.41.

Die Nacht haben wir garnicht geschlafen. Um Punkt 3.15 fängt unsere Artillerie aus hunderten von Rohren an zu feuern. Es ist noch halbdunkel schon brennen drüben die ersten Dörfer. Wir übernehmen den Flakschutz für den Grenzübertritt. Eine Andere Batterie von unserem Regim. schießt mit drei Schüssen den Kirchturm zusammen in dem sich eine Russische Beobachtungsstelle befand. Nach drei Stunden läßt das Feuer nach indem uns die Russen nichts schuldig geblieben sind. Auf unserer Seite steigt ein Fesselballon auf. Von der Russischen Luftwaffe haben wir bis jetzt noch nichts gemerkt. Ein par Bomber von uns überfliegen die Grenze. Fliegen aber weit ins Hinterland
Mittags gehen wir bei Sokel über die Grenze Am Stadtausgang ist noch eine Flakbattr. beim Bunkerbeschus. Wir gehen mit den Panzern for. Die ersten gefangenen Russen werden eingebracht. Die Straße übertrifft an Schlechtigkeit alles was wir bis jetzt gesehen haben. Es geht langsam forwärts. Wir sind immer bei den Panzern. Um gegen russische Panzer eingesetzt zu werden. Haben aber noch keine Gefechtstätigkeit gehabt. Diesen Tag kommen wir 30 – 35 klm forwärts. Die Russen verteidigen sich unerhört zähe es sind wenig gefangene.

23.6.41

Um 3.15 geht es weiter. Wir haben von unserer Luftwaffe bis auf einen Aufklärer noch nichts gesehen. Nachtmittag geht die Batterie mit den Panzern for. Ein Dorf ist foll von Panzern. Wir kommen in ein schweres Gefecht. Unser Hauptmann und ein Kanonier von meinem ehemaligen Geschütz wird tötlich verlezt.
Auserdem 7 Verlezte auch mein ehemaliger Geschützführer. Ein Geschütz bekommt einen Folltreffer. Und fällt aus. Wir geben gerade die Gefechtsmeldungen mit Funk weiter. Im selben moment 5 Russische Jäger im Tiefangriff auf unsere Kollone Wir haben gerade noch Zeit den Stahlhelm aufzusetzen und rennen ins Kornfeld in Deckung. Unsere leichte Flakgeschütze feuern wie wild können aber nur erreichen das der Russe vorsichtiger wird. Ein Flugzeug wird beim letzten Angriff mit M.G. von uns abgeschossen. Am selben Tag noch 5 Tiefangriffe mit leichten Bombenwurf. Unsere schweren Batterien können auch nicht mehr schießen weil sie alle gegen Panzer eingesetzt sind. Unsere Batterie schist 7 Panzer ab. Im ganzen mit den anderen Batterien und Panzern werden 40 Russische Panzer abgeschossen bei uns fallen 3 Panzer aus. Das ist eine sehr hohe Leistung. Denn die modernen Russischen Tanks kommen mit unseren bestimmt gleich. Der Russe ist sehr gut ausgerüstet und kämpft unerhört zähe. Die Russen ziehen sich zurück. Wir kommen noch 5 klm for und übernachten an der Straße. Es ist jetzt die dritte Nacht wo wir Funker nicht geschlafen haben. Man schläft mitten im Spruch beim Schreiben ein. Es kommen noch zwei Sprüche durch. Die Anerkennung für den heutigen Erfolg. Und Beileid zum Tode unseres Chefs.

24.6.41.

Morgens 3.15 geht’s weiter. Ich werde abgelöst und schlafe mich 4 Stunden mal richtig aus. Aber schon wieder geht es los 30 – 40 Bomber greifen die Straße an. Weiter nichts als vom Wagen runter und folle Deckung. Als die Bomben raus waren. Im Tiefflug wieder und uns mit MG. beharkt. Aber wir haben auch diesmal Glück. Wir schießen mit MG. und 2 cm aber bei so fielen hat es keinen Zweck sie werden immer frecher kommen bis auf Häuserhöhe runter. Beim Abflug wird eine von unserem 2 cm Geschütz erwischt und geht runter. Das ist bis jetzt der 2te. Wir gehen neben der Straße in einem Wald gegen Panzer in Stellung. Wir sind gut getarnt und Tiefflieger sehen uns nicht. Den Tag noch 3 Stunden Bombenangriffe auf die Straße. Panzer kommen nicht. Fahren abends weiter.
Die nächsten Tage immer das selbe von morgens bis abends Flieger. Es geht langsam vorwärt. Dubno, Ostro sind die nächsten Städte. In Ostro liegen wir 3 Tage fest. An einem Tag zählen wir 62 Angriffe mit jedesmal 10 – 20 Maschienen. Geht aber für die fielen Angriffe mit wenig Ausfällen ab. Wir haben bei einem Bombenangriff 7 Tote und 8 Verwundete. Hinter Ostro eine Bunkerlinie ist aber nicht besetzt. Es […] 80 klm weiter alles verwüstet. Eine änderung tritt ein wir haben jetzt Jäger und Bomber. An den Straßen ungeheueres Kriegsmaterial. Was man zu erst überhaupt nicht gesehen hat. Heute am 6.7.41 hat ein Geschütz 2 Bunker aufgekracht im direkten Beschus aus 2000 mtr. Ein par Tage ging es mit den Fliegern. Die Russen werden aber wieder Aktiver.
Wir haben unerhörte Lebensmittel erbeutet. Tausende von Eier wir essen von morgens bis abends Eier.

7.7.41.

Beende alles mal mündlich komme mit dem schreiben nicht mehr mit.

Herzl. Grus
Klaus.

 

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