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Brief (Transkript)

Fritz Hild an Familie Frey am 11.6.1941 (3.2002.7453)

 

11.6. 1941.



Liebe Familie Frey!

Heute morgen sind wir nun glücklich in unserer neuen Unterkunft angekommen. Zuerst brauchten wir einen Stuhl um den ersten Schreck zu verdauen. Das Dorf besteht aus drei unbewohnten Häusern, wo jetzt der Stab untergebracht ist. Sonst ist weit und breit kein einziges Haus zu sehen. Das ist ja auch kein Wunder, wenn man dann erfährt, daß es bis zur russischen Grenze nur noch 20 km sind, und daß wir in ehemalig littauischem Gebiet liegen. Von wegen Betten, der traum ist ausgeträumt. Unsere Betten bestehen aus Stroh und Heu. So gut wie in Sieglar werden wir es wohl vorerst nicht mehr bekommen. Die Fahrt hierher ist prima verlaufen. Am Sonntag nachmittags 19 Uhr sind wir verladen worden und dann ging es ab Richtung Ostpreußen bis Insterburg, wo wir dann ausgeladen wurden. Dann mußten wir noch 180 km fahren und kamen dann heute morgen um 5 Uhr in unserem neuen „Quartier“ an. Nun bitte ich Sie, über das was ich hier geschrieben habe, strengstes Stillschweigen zu bewahren. Wir müssen ja eigentlich die Post geöffnet auf der Schreibstube abgeben. Aber ich habe keine Lust, daß andere in das hineinriechen, was sie gar nichts angeht. Da nun aber ein Kamerad von mir ab und zu mal nach Insterburg kommt, gebe ich ihm eben die Briefe mit. Meine Adresse ist nun: Ob.Gefr. F. Hild Feldpostn. 16246.
Das wäre nun ziemlich alles, was ich von hier zu berichten weiß. Mir geht es nun soweit noch prima, was ich von Ihnen, abgesehen von den Fliegerangriffen, auch annehmen will. Für heute grüßt Sie also nun recht herzlich Ihr

Fritz

Viele Grüße auch an Familie Kaspers, vor allen Dingen an meine kleine Freundin Christa, und an die beiden Schneiderinnen Anneliese und Franziska.

 

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