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Brief (Transkript)

Hans-Joachim S. an seine Frau am 29.10.1942 (3.2002.1214)

 

127

den 29. Okt. 1942



Meine kleine liebe E.!
Wieder sind Tage vergangen, immer noch ruht Brief Nr. 126 bei mir und kann nicht weg. Die Lage ist inzwischen immer unangenehmer geworden. Der Bau ist zwar programmgemäß beendet worden – aber die Rückkehr nach Sy. erfolgte nicht. Uns wurde vielmehr die Entstörung dieser Baustrecke übertragen. Eine Strecke, die 15 km lang durch dichtesten Urwald führt, wo dich aus dem Walde viele hundert Augenpaare von Partisanen verfolgen, die jede Minute angreifen können. Dauernd wird nun die Leitung gestört ; während früher 2 Mann auf Störungssuche gingen, müssen diese jetzt von 60 Mann, 10 Masch.Gew. und ca. 5000 Schuss Munition begleitet, losziehen. Ein tolles Unternehmen! Verpfl.wagen u.s.w. fahren nur unter Panzerschutz dauernd in der Gefahr, auf Minen zu fahren. In unserem Dorf liegt gottlob noch eine starke SS-Einheit, so dass wir hier wenigstens im Augenblick vor Überfällen geschützt sind. Es ist wie im Niemandsland, keine Menschenseele blieb hier am Leben, die Dörfer alle abgebrannt. Unser Dorf ist noch etwas erhalten, liegt wunderhübsch an einem See. Strahlende Sonne, blauer Himmel geben der Landschaft ein friedliches Aussehen. Aber überall lauert Mord und Heimtücke. Seit Stunden bangen wir um unseren Verpfl. LKW . Im Walde brennt es schon wieder und MG-Salven dröhnen herüber. Wie in einer Mausefalle sitzen wir hier, kein Mensch kann allein hier weg. Ich bin neugierig, wie lange das so gehen wird. Keine Post kommt an, keine geht weg. Auch die Komp. in Sy. ist zur Partisanenbekämpfung eingesetzt. Also alles größte Sch... ! Ich hoffe nur, bald hier herauszukommen. Diese Hoffnung hegen 85 Kameraden!
Mein Lieb’, viele Küsse und liebe Wünsche für uns.

Dein Manile

 

 



Ansicht des Briefes

 

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