Brief (Transkript)
Hans-Joachim S. an seine Frau am 08.07.1941 (3.2002.1214)
den 8.7.1941
Mein klein‘ lieb‘ E.!
Schnell einige kurze Zeilen, damit Du erfährst, dass ich den Krieg gefunden habe, den ich mir immer wünschte. Erfahrene Krieger der anderen Feldzüge äußern, dass die augenblicklichen Schwierigkeiten noch niemals früher zu überwinden waren. Man möchte heulen, wenn man russ. Straßen sieht. Gestern in Gluthitze, durch hohen Sand, ein Schlagloch und Querrinne die ganze 70 km lange Strecke – 5 Stunden wurden benötigt. Völlig “fertig” am Ziel – nachts Bombenangriffe. 20 m von uns entfernt – Gottlob nur kleine Bömbchen, 2 Kameraden mussten verletzt zurück. Tagsüber nur Arbeit am Wagen wenn Ruhetag. Vor einigen Tagen in Wilna herrlich im “Bristol” gegessen – 54 Pfg. mit allem Komfort. Heutiger Ruhetag, nahe der Düna, Ort voll von Juden. Dauernd knallt es – werden umgelegt. Auf jedem Marktplatz – rote Rednertribünen mit Hammer u. Sichel. Überall liegen Hetzzeitschriften-. Auf dem Lande große Armut – nur Holzhütten. Auf 100 km nur 2 – 3 Orte. Aus Wäldern kommen langsam die letzten Roten. Hunger treibt sie heraus. Postalisch sind wir vollkommen abgeschnitten – dieser Brief geht für 50 russ. Zigaretten mit einem Melder zurück. Schreibe aber bitte bitte weiter. Ich denke immer an Euch und hoffe auf glückliches Wiedersehen in der Heimat. Es küsst Dich innig mein Herzel
Dein Vatile
Ansicht des Briefes
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