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Brief (Transkript)

Mutter an Hans Bödemann am 14.11.1914 (3.2009.2237)

 

Leipzig, d. 14/11 1914.



Mein lieber Hans!

Die letzte Karte von Dir, vom 6/11 haben wir erhalten, bis jetzt die letzte, Du hattest wohl nicht Zeit und Gelegenheit eine nächste zu schreiben, Du kannst Dir denken wie jetzt der Briefträger erwartet wird, Richard hat immer geschrieben, die letzte war ganz aus Deiner Nähe, Torney, wir haben auf der Karte nachgesehen, es waren 8-10 Kilom, heute ist seine neue Adresse angegeben, Grete hat gleich 4 Pakete zurecht gemacht und weggeschickt. Auch an Dich sind heute 5 weggegangen, Inhalt Schinken, Chocolade, Kecks, Strümpfe, und Cigaretten […] Bonpaket[?]. Hoffentlich erhältst Du selbe recht bald.
Hast Du mein lieber Hans schon etwas erhalten? Wie geht es Dir, hoffentlich bist Du gesund. Heute war Herr Lehmann hier, er hat 8 Tage Urlaub bekommen, und ist ganz unerwartet hier angekommen, er sieht ganz wohl aus und auch von der Verwundung merkt man nicht viel mehr, wie er sagt soll die Verpflegung in den Hospital ausgezeichnet gewesen sein. Auch Fritz Haubold habe ich getroffen, er läßt Dich grüßen, er ist auch ziemlich wieder gesund, und denkt, daß er bald wieder ins Feld kommt. Mein lieber Hans! Richard schrieb, daß wenn der Ort auf der Karte angegeben wäre, dieselben nicht befördert würden, also laß den Ort weg. Fuß ist auch in deiner Nähe er hatte einen leichten Streifschuß, und ist nachdem er paar Tage im Lazerett gelegen, zur Bahnhofs Wache komandiert, überhaupt scheint alles am Kanal zu sein, wie sieht es denn nur da aus? Wir können uns hier gar kein Bild davon machen. Ach wenn doch bald ein Ende wäre, und der liebe Gott Euch beide Lieben gesund erhalten, nach Hause kommen könntet, Grete hat sehr große Sehnsucht, sie hatte schon mit Willy den kühnen Plan gemacht zu Weihnachten an die Grenze zu fahren, das ist jetzt natürlich ausgeschlossen, seit dem Richard von Verdun weg ist. Es ist nur ein Glück, das daß kleine liebe Ding da ist, dadurch haben wir alle Zerstreuung und viel Freude, sie entwickelt sich von Tag zu Tag immer mehr, unser Vater bildet sich schon ein, das Lorle ihn kennt, er kann sich auch sehr mit den kleinen Wesen beschäftigen. Uns geht es allen ganz gut ich bete zu Gott, daß es auch bei Dir der Fall ist. Nächste Woche gehen wieder 1 [...] Pakete, und werde ich Dir mein lieber Hans Hemden, und Unterhosen Strümpfe schicken. Auch Eßwaren in größerer Menge wird abgeschickt, theile es mit Deinen Kameraden, wenn Du es nicht magst.
Nun leb wohl mein lieber Hans! Der liebe Gott mag Dich beschützen und behüten, sei vielmals gegrüßt von Deiner Mutter
u. Vater

Richards neue Adresse
15. Armeekorps.
2. Pionier Bat. 22.
2 Res. Komp.

Recht herzliche Grüße u. alles Gute.
Deine Schw. Grete.

 

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