Den 13. 11.17

Meine innigstgeliebte Paula!
Deinen lieben Brief vom 4.11. habe ich erhalten, besten Dank dafür. Es geht mir gesundheitlich ganz gut; wir haben einige Zeit Ruhe gehabt und uns gründlich erholt. Den Wein trinken wir wie Wasser, es ist unglaublich, was du in den Kellern alles findest, lauter Naturwein. Dazu fehlts an Essen nicht, gestern haben wir ein Schwein geschlachtet mit 2 Ztr. Außer dem Fleisch, haben wir 2 große Kessel Schmalz ausgelassen, die mitgeführt werden.
Mein heutiges Mittagessen bestand aus einem fetten italienischen Truthuhn und einem Kochgeschirr guten Weins. Du gönnst mir sicher solch gute Tage und ich wünschte immer, Du könntest mitgenießen.
Die Bevölkerung ist ja zu bedauern, aber der Italiener hat uns in gemeiner Weise verraten und er soll wissen was es heißt, den Krieg im Land zu haben, jetzt nachdem wir da sind, will er wieder zu uns halten aber für die unmenschlichen Strapazen, die wir seinetwegen durchmachen mussten, muß er leiden. Etwas hab ich auch für dich requiriert, einige Pfd. Wollgarn, ich weiß nicht, Schatz, wie lange ichs noch mitbringe, aber wenn mirs einigermaßen möglich ist, bringe ichs heim
Nun, liebste Paula, will ich auch auf die Möbel zu sprechen kommen. Sich mit unserem alten Schreiner herumzustreiten, hat keinen Wert, also müßten wir jede denkbar günstige Gelegenheit erfassen, uns die Möbel zu beschaffen. Ich lasse Dir vollständig freie Hand. Lees immer aufmerksam die Zeitg, bietet sich was günstiges, so greif zu. Mein sehnlichster Wunsch war ja auch, bei meiner Rückkehr ein gemütliches Heim vorzufindenn; in Gedanken sehe ich Dich schon darin Dich bewegen. Wie gemütlich würdens wir uns machen, wenn wir ganz für uns wären, nicht wahr Schatz? Nun liebste Paula, will ich schließen, der Brief muß gleich fort.
Handle also ganz nach Deinem Gutdünken und sei vielmals herzlich gegrüßt und innigst geküßt von Deinem Dich treu liebenden
Heiner