Im Felde, 2. Februar 1917

Liebe Else!

Für Deinen lb. Brief vom 26./I. herzlichen Dank. In dem Brief, welchen ich am 28./I. An Dich sandte, habe ich Dir geschrieben, was ich von Dir an Post erhalten habe.
Ja, ja, - die schönen Zeiten!!! Ich kann mir schon denken, daß jetzt es zuhause wieder öde geworden ist. Da denke ich immer in die „Fledermaus“ an die bekannte Stelle: „Glücklich ist, wer vergißt, was ja nicht zu ändern ist“ u. so schwinden auch bei mir die Tage.
Liebe Else! Nun kommt der zweite Schmerz den Du empfindest u. was mich nicht so sehr erfreut. Ich habe offengestanden an Jossel schon verschiedene Karten geschickt u. auch einen Brief, den ich mit dem Deinen gleichzeitig abschickte. Natürlich so oft als ich an Dich dachte, habe ich nie an Jossel gedacht. Ich habe es nur aus Freundschaft getan u. dachte, auch so recht zu handeln. Es ist ja Deine Freundin und Freundinnen müssen auch wie Freunde verkehren. Ich bin zu Euch beiden ein Freund u. dann muß ich auch als Freund handeln. Einerseits liegt\'s Du mir viel näher als Jossel, da wir uns beide schon 1 ½ Jahre kennen u. uns schon des Öfteren geschrieben haben. Aber wenn Jossel mir jetzt gleich mit einem Brief geantwortet hat, so denke ich mir, daß die Sache nicht so ernst ist, als Du Dir es vorstellst. Offengestanden meinerseits liegt die Sache nicht so tief als Du glaubst u. beruhige Dich. Aber wie gesagt Else! „Als Freundin behandle ich Jossel u. schreibe Ihr ab und zu mal. Was denkst Du dazu?
Jetzt kommt ein anderes Tema.
Wie ich aus Deinem Briefe ersehe, waren Ihr im „Dreimäderlhaus“ Fein was! u. die Noten willst Du Dir auch anlegen? Freut mich sehr! Auch das Lied von Schubert? Dann werde ich es Dir, (wenn ich wieder auf Urlaub komme) mal vorsingen. Forrausgesetzt, wenn meine Stimme nicht ganz versagt. Nun ja, die Sache wird schon schief gehen. Meine Schwester schreib mir schon, daß es bei Euch auch 8° Kälte hat. Wie Du mir schreibst, gehst Du nicht Schlittschuhe laufen. Da hättest Du doch die beste Gelegenheit! Wenn ich zuhause wäre, ich garantiere, daß ich jeden 2ten Tag auf die Eisbahn ginge. Gehst dafür in den Pfälzer-Wald. Auch die Karte von Euch habe ich erhalten. Die Kalmithütte habt Ihr doch stehen lassen? Oder habt Ihr sie schon in aller Frühe mitgenommen? Robert wird auch seine Sache gehabt haben. Aber das Essen war die Hauptsache! Da habt Ihr sicherlich im Saalbau gegessen!
Du machst mir wirklich den Mund wässerich mit dem Essen u. Trinken. Wie ich weiter zu meinem Erstaunen sehe, bist Du auch Mitglied des Pfälzer-Wald-Vereins u. das goldene Abzeichen willst Du Dir auch schon erringen? Allerhand Hochachtung!!! Ich habe schon 7 solcher Abzeichen u. auch den Ehren-Wanderstab. In den letzten Jahren, war ich nicht mehr so für den Pfälzer-Wald-Verein zu haben, weil der Andrang zu stark war. Da bin ich lieber mit meinem Bruder u. meinen Freunden gewandert. Unser Fotograf hat hier unsere Bude aufgenommen u. werde Dir, wenn die Bilder was werden, eins schicken. Heute haben wir 25° Kälte. Friert\'s Dich nicht!
Sonst gibt\'s nicht\'s neues zu berichten. Bin noch gesund und munter, was ich auch von Dir zu erfahren wünsche. Hoffe, daß es Dir noch gut geht u. dieser Brief Dich jetzt etwas mehr beruhigt den je
verbleibe ich mit
herzlichen Grüßen u. Küssen
Adolf.
Auch an Deine Lieben recht herzliche Grüße.