Biografische Skizze: Geschichte dieses Konvoluts
Als Edith K. am 19. August 1961 bei Schönholz über die S-Bahngleise Richtung West-Berlin „robbte“ – eine der letzten unbewachten Stellen der Berliner Mauer – ließ sie außer ihren Papieren alles in ihrer Wohnung in Ost-Berlin stehen und liegen. Auch Edith K.s achtjährige Tochter Angela blieb in Ost-Berlin zurück und lebte von da an bei den Großeltern, Familie Z., in Pankow. Die Sehnsucht nach der Mutter, die mit ihrer neuen Familie nur ca. 3 km Luftlinie entfernt wohnte, war groß. Abgesehen vom Winken an der Mauer und wenigen kurzen Treffen im Rahmen des Berliner Passierscheinabkommens versuchten die beiden Haushalte vor allem mit Briefen und Paketen, den anderen am eigenen Leben teilhaben zu lassen. Beim Schreiben an die Mutter hatte Angela ein Foto von ihr vor Augen, das 1960 auf einer Reise an den Rhein aufgenommen worden war und bei den Großeltern auf dem Schrank stand. Neben Dank für die geschickten Sachen erzählte Angela in den Briefen von ihrem Alltag, von Streitereien mit Oma und Opa, von ihren Hobbys und von der Hoffnung auf ein
Wiedersehen. Eine von Edith K. erwartete, unkomplizierte Übersiedlung der Tochter nach West-Berlin gelang nicht. Die Bemühungen um eine Familienzusammenführung durch den Landesnachforschungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes waren erfolglos. 1963 wurde der Mutter vom Referat Jugendhilfe des Rates des Stadtbezirkes Pankow das Sorgerecht entzogen und den Großeltern die Pflegschaft für Angela übertragen.
In diesem Briefkonvolut der Sammlung „Post von drüben“ befinden sich 23 Briefe aus der Zeit zwischen 1965 und 2003. Diesem Konvolut beigelegt sind noch amtliche Schreiben u. a. vom Rat des Stadtbezirkes Pankow oder vom Bezirksamt Wedding, welche die gewünschte Übersiedlung der Tochter Angela A. zu ihrer Mutter Edith K. betreffen. Das Material liegt größtenteils im Original vor.
Briefe aus diesem Konvolut: