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Brief (Transkript)

Ein Gedicht über Reisen in die DDR, 1970

 

Verhinderte Reise

[?]

Die alte Heimat hätt’ ich auch gern einmal zum Ziel.
Die Stadt liegt an der Pleiße, doch leider nicht am Nil.
Zum Nil gelangt man leichter als in die DDR,
Deshalb ist so’ne Reise nach Leipzig auch so schwer.

Da ist schon die Erlaubnis, die man doch haben muß,
Sonst hätt’ man an der Grenze viel Ärger und Verdruß.
Obwohl man wird empfangen mit Fahnen ohne Zahl,
Für’n Eintritt muß man zahlen, in Westgeld, jedesmal.

Ist dies all’ überstanden mit Ängsten und mit Pein,
Dann reist man sozialistisch ins deutsche Land hinein.
Der Zug, der zuckelt weiter bis hin zur Messestadt,
Drum hätt’ man vor dem Ziele die Fahrt schon richtig satt.

Feudal könnt’ ich jetzt reisen, das wäre jetzt mein Stand,
Im eig’nen Wagen brausen durch’s einst vertraute Land.
Die Herr’n dort wollen’s anders, damit mir nichts geschieht,
Dürft’ ich auch nicht verlassen das Leipziger Gebiet.

Gern würd’ ich wiedersehen die alte liebe Stadt,
Wo einst man hat gelebet, und auch geliebt mich hat.
Auch Edith und die Käthe ich gern besuchen tät,
Ich wüßte, daß es dort auch – den sächs’schen Kuchen gäb.

Rasch würden dann die Tage vergeh’n im Freundeskreis.
Auch Leck’res gäb’s zu essen, das dort so hoch im Preis.
Doch wär’ auch bald beendet der „amtlich’“ Aufenthalt,
Müßt’ wieder nach dem „Westen“, sonst drohte mir Gewalt.

Müß’t wieder nun passieren `ne miese Grenzkontroll’
Man wühlte in den Koffern, so „freundlich“ ist der Zoll.
Ich könnt’ den Mund nicht halten, dies tät den Vopos weh,
Drum bleib’ ich hier im „Westen“, - Lieb Heimatland, ade!

 

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