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Brief (Transkript)

Irmgard T. aus Lohr an Liselotte S. nach Taucha am 25.11.1964

 

Lohr, den 25.11.1964

Liebe Frau S.!

Ihren lieben Brief, den ich vor fast 2 Monaten in den Urlaub nachgesandt erhielt, möchte ich Ihnen nun endlich beantworten. Zunächst noch recht herzlichen Dank für die ausführlichen Zeilen. –
Wenn wir uns auch nicht persönlich kennen, so kann man sich doch etwas in den anderen hineinversetzen, wenn man durch die Briefe einander näher kommt. –
Sie sind derselbe Jahrgang wie meine Schwester, mit der ich mich so sehr gut verstehe. Wir verlebten auch den Urlaub gemeinsam in Mittenwald. Wenn die Sorge um die bevorstehende Entbindung meiner Nichte nicht gewesen wäre, der es nicht allzu gut ging, wäre der Urlaub noch schöner gewesen. Meine Nichte ist in Weilheim/Obb. verheiratet, es liegt also an der Strecke nach Mittenwald. Sie war mit der 2-jährigen auch 2x zu Besuch da. Inzwischen hat sie am 28.10. einen Sohn geboren. Da alles etwas schwer war soll sie keine Kinder mehr haben. Sie selbst litt an erworbener Epilepsie (wurde als 6jährige mit dem Kopf in eine Garagentür geklemmt) und wir sind froh, daß alles gut überstanden ist. – Jedenfalls hat unsere Erholung unter dieser Unruhe doch etwas gelitten u. ist wohl auch schuld daran, daß ich jetzt schon wieder mit ziemlichen Kreislaufstörungen u. meine Schwester mit [?] zu kämpfen habe. Ich bin Jahrgang 1911. Manchmal erscheinen mir die Dienstjahre bis zum 60. Lebensjahr noch sehr lang. Aber irgendwie wird schon alles gut gehen.
Wenn Ihre Wohnung so kalt ist, glaube ich gern, daß Ihnen vor dem Winter graut. Bis jetzt können wir ja noch zufrieden sein. Ich selbst habe auch ab u. an Ischias, deshalb weiß ich, wie das ist. –
Es ist ja sehr schön, daß Sie ein Stück Garten haben. Wie sehr Ihnen Wald und Gebirge fehlen, kann ich sehr gut verstehen. Ich liebe die Berge sehr u. bin froh, daß ich hier in waldreicher Gegend lebe. – Wenn Sie – spätestens in 2 Jahren – Ihre Kinder in Frankfurt besuchen, fahren Sie direkt an Lohr vorbei und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mich dann mit aufsuchen würden. –
Schade, daß Sie das Heranwachsen Ihres Enkelkindes nicht miterleben können. Ich denke doch, daß Sie mal noch mehrere Enkelkinder haben u. miterleben werden. –
Da ich Kinder auch sehr liebe, will ich Silvester u. Neujahr in Weilheim verbringen, um den Großneffen kennen zu lernen.
Vor einer Woche habe ich das Weihnachtspaket an Sie abgeschickt und ich hoffe, daß es gut in Ihre Hände kommt. –
Frl. B., die Ihnen im vergangenen Jahr schrieb, ist schon seit Ende August krank. Sie hatte ein Geschwür im Hals u. erhielt Bestrahlungen. Seit heute ist sie wieder im Würzburger Krankenhaus zur Drüsenoperation. Ich hoffe, daß sie sich dann gut erholt. –
Ihnen u. Ihren Kindern die herzlichsten
Grüße von
Ihrer
Irmgard T.

 

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