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Brief (Transkript)

Irmgard T. aus Lohr an Liselotte S. nach Taucha am 26.02.1964

 

Lohr, den 26.2.1964

Liebe Frau S.!

Den Briefumschlag habe ich schon vor einer Woche geschrieben, ein Buch auch inzwischen an Sie abgesandt, aber dann reichte die Zeit nie zum Brief.
Augenblicklich habe ich im Dienst sehr viel zu tun, bekomme außerdem 2x wöchentlich abends noch Bäder u. habe noch meinen kleinen Haushalt zu versorgen. Da ich wegen eines Magen- u. Gallenleidens selbst koche, jedoch nur ¾ Stunde Mittagszeit habe, bin ich abends meistens recht abgekämpft, zumal ich auch über 50 bin. Da Anfang nächster Woche der Maler kommt, gibt es noch zusätzliche Arbeit. Das Wochenende vergeht ebenfalls immer rasch, jeden 3. Samstag habe ich vormittags Dienst. Aller 3-4 Wochen fahre ich nach Bamberg, da meine Mutter dort im Altersheim lebt, außerdem wohnen meine Schwester u. mein Neffe dort. Die Gedanken eilen öfters zu Ihnen und auch zu den anderen Bekannten. Da ich jedoch mehrere Bekannte hier u. auch in Ihrer Gegend habe, komme ich nicht allzuoft dazu dem Einzelnen zu schreiben. Sie werden das auch sicherlich verstehen. – Sehr freuen würde ich mich, wenn Sie mir mal etwas von sich und Ihrer Familie erzählen würden. Ihre Kinder sind ja alle schon erwachsen und berufstätig. Sind Sie alle in Taucha oder in Leipzig beschäftigt? Stammen Sie aus der dortigen Gegend oder wurden Sie erst nach Kriegsende dorthin verschlagen?
Ich schrieb Ihnen ja bereits, daß ich in Leipzig geboren bin. Seit dem Tod meine Großmutter 1935 war ich nur noch einmal ganz kurz im Anfang des Krieges – auf der Durchreise nach Bamberg – dort. In Leipzig wohnt noch der einzige Bruder meiner Mutter, der auch 77 Jahre alt wird und sich mit Verwaltung des Hauses, das noch zu 1/3 meiner Mutter gehört, schwer tut. – Vielleicht werden meine Schwester und ich uns doch einmal entschließen u. zusammen nach der alten Heimat fahren. Wahrscheinlich wird es erst dann, wenn es unbedingt sein muß. Meine Schwester hat einen kranken Mann zu betreuen, dazu 1x wöchentlich, manchmal auch an 2 Tagen ihren Enkel zu versorgen. Ich habe den Beruf und den Urlaub benutzt man zu Erholungsfahrten. Da meine Nichte in Weilheim/Obb. verheiratet ist, zieht es uns öfters dort hin. Vielleicht läßt es sich 1965 mal einrichten.
Ich hoffe, daß das Buch gut bei Ihnen ankommt, Ihre Töchter lesen doch sehr gern.
Mit den herzlichsten Grüßen, auch an Ihre
Kinder, bin ich
Ihre
Irmgard T.

 

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